Australien. Gut tut das, wieder westliche Gefilde um mich zu haben. So sehr man sich als Kulturenbegeisterter dann auch in Fremdes stürzt und Neues ausprobiert, so sehr kann einem ein McDonalds oder ein Subway ein Freundengrinsen ins Gesicht zaubern. Nach Wochen frisch gefangenem dünnem fijianischen Fisch-Wurzel-Bohnen-Essen versenke ich meine Zähne doch mit Genuss in einem stattlichem Burger! Die in Asien und auf Fiji verlorenen Kilos müssen ja schließlich wieder auf die Hüften… Und da dürfte es nach Australien wohl nur wenige Länder geben, in denen das einfacher geht.
Die Blue Mountains
Zur gleichen Zeit in Sydney sind auch Marisa und David, die ich vor gefühlt unendlich weit entfernter Zeit in meinen ersten Tagen in Australien auf dem Great Barrier Reefkennengelernt hatte. So treffen wir uns wieder und haben uns selbstredend eine ganze Menge zu erzählen. Sowohl die beiden als auch ich waren schon mehrere Male in Sydney und so bleib uns nicht mehr viel zu sehen. Die Blue Mountains jedoch, etwa vier Zugstunden vor der Stadt gelegen, haben wir drei noch nicht erkundet und so brechen wir früh am Tag auf. Wir haben das Glück, an einem absolut perfekten Tag dort zu sein. Keine Wolke zeigt sich am Himmel, als wir die knapp 14 Kilometer mit jeder Menge Wasser auf dem Rücken und gezückten Kameras durch die Wildnis laufen. Die Berge und der umschließende Nationalpark haben ihren Namen vom blauen Dunst, denn die Luft hier ist getränkt mit ätherischen Ölen aus Millionen von Eukalyptusbäumen, deren feiner Nebel wie eine blaue Glocke über den Weiten zu liegen scheint. Um die Jahrtausendwende herum wurde dieses Naturspektakel zum Weltnaturerbe der UNESCO erklärt und ist seitdem vor Besiedelung und Abholzung geschützt.
Hier dann entdecke ich dann nach Monaten Australien auch endlich meine erste Giftspinne, auf die ich dann auch gleich prompt fast drauf trete, sie nur ganz knapp verfehle. Schwein gehabt. Ansonsten begegnet uns auf der Wanderung mit der Ausnahme von hin und wieder mal ganz netten Ausblicken nicht viel. Zu geizig für eine geführte Tour haben wir uns für die eigene Transportation entschieden und so mag uns vielleicht das ein oder andere entgangen sein. Die Three Sisters, drei berühmte Felsen am Rande der Berge entgehen uns aber dennoch nicht und geben ein schönes Motiv ab. Wer genau hinsieht, erkennt auf folgendem Foto kleine Gehbrücken zwischen den Formationen.
Nach einer Woche in Sydney stößt Lisa zu mir. Mit sagenhafter zehnstündiger Verspätung wegen Bodennebel in Dubai landet sie am frühen Morgen in Sydney. Die Wiedersehensfreude ist natürlich riesig und schon am nächsten Tag geht es auf Sydney-Sightseeing-Tour. Für mich mittlerweile leider Routine, dementsprechend motivieren muss ich mich. Minderqualitative FlipFlops aus Fiji machen mir das Laufen zur Hölle, an beiden Füßen scheuere ich mir Blasen und darf die kommenden Tage durch die Stadt humpeln. Nach weiteren vier Tagen Sydney geht es weitere zwölf Stunden mit dem Nachtbus nach Melbourne, wo sich das Sightseeing ebenfalls wiederholt. Ich muss hier allerdings meine Meinung über Melbourne widererwarten nach oben korrigieren, die Stadt entfaltet bei unserem Besuch ihren vollen Charme und nun verstehe auch ich, warum es mindestens genau so viele Melbourne-Fans wie Sydney-Fans gibt. Die Stadt hat was.
Die Great Ocean Road
Unser ursprünglicher Plan, die weltberühmte Great Ocean Road von Melbourne bis nach Adelaide zu nehmen, löst sich bei den Preisvorstellungen australischer Campervanvermieter augenblicklich in Luft auf, das grenzt fast schon an Abzocke was dort für ein paar Tage Auto verlangt wird. Fast drei mal günstiger ist da die Automiete an der australischen Westküste, die ja auch noch auf unserer Agenda steht und so beschließen wir, die Great Ocean Road an ihren wichtigsten Stationen mit einer Tagestour abzufahren. Stressig, gerafft, aber wenigstens mal dort gewesen!
Die Great Ocean Road schlängelt sich entlang der australischen Südküste durch den Bundesstaat Victoria. Obwohl sie mit 243km Länge für australische Verhältnisse trotz des großen Namens ein Zwerg ist, gilt sie als eine der bekanntesten und beliebtesten Küstenstraßen der Welt. Zwischen 6,5 bis 7,5 Millionen Besucher besuchen jährlich diese Straße, die zwischen Melbourne im Osten und Adelaide im Westen verläuft. Tendenz wie überall auf diesem Kontinent: Stark steigend. Dennoch begegnen uns an diesem Tag auf der Great Ocean Road relativ wenige Autos und somit zum Glück auch relativ wenige Touristen.
Highlights gibt es auf Grund schlechtem Wetters leider an diesem Tag nicht viele. Ein paar vereinzelte Koalas in den Bäumen, ein paar touristische kleine Dörfer in Strandnähe und eine eigentlich ganz schöne aber leider sehr diesige Küstenstraße. Vielleicht bin ich aber von Neuseelands Westküste in Sachen Küstenstraßen auch einfach schon zu sehr verwöhnt. Später dann klärt der Himmel doch noch auf und als wir zum berühmtesten Wahrzeichen der Great Ocean Road, den Twelve Apostles, kommen, zeigt sich nahezu keine Wolke mehr am Himmel. Diese gigantischen Felsformationen sind bis zu 60 Meter hohe, im Meer stehende Felsen aus Kalkstein. Die "zwölf Apostel" wurden früher The Sow and Pigs (zu Deutsch: Die Sau und Schweine) genannt. Warum auch immer. Man geht davon aus, dass der heutige Name Zwölf Apostel in den 1950er Jahren erstmals auftrat, obwohl es damals schon keine zwölf mehr sondern nur neun Felsensäulen gab. Eine wirkliche Erklärung für den Namen ist aber auch das nicht. Neben dem Ayers Rock, den Whitsunday Islands und dem Opera House in Sydney sind sie die meistfotografierte Touristenattraktion des Kontinents Die Sonnenauf- und -untergänge lassen die Felsen in der Brandung leuchten.
Nach sonnigen vier Tagen Melbourne, vielen gelaufenen Kilometern, neuentdeckten schönen Plätzen, der Great Ocean Road und Lisas ersten leichten und nicht so leichten Sonnenbränden heben wir am späten Abend vom größten der drei Stadtflughäfen mit einem Vier-Stunden-Nachtflug ab. Nächster Halt: Perth, Westküste!
Willkommen im "Westen", viel Spaß beim Burger essen und guten Flug!