Bei einer Rundreise durch Nordindien darf natürlich der Taj Mahal nicht fehlen und so fahren wir früh am morgen in fünf Stunden mit dem Zug von Jaipur nach Agra. Was gibt es in Agra mit seinen über zwei Millionen Einwohnern zu sehen? Die Stadt besteht hauptsächlich aus Dreck, Smok und Armut und lädt somit nicht unbedingt zum Verweilen ein. Dennoch kommt fast jeder Indien-Tourist nach Agra, denn in Agra steht das Taj Mahal, eines der neuen sieben Weltwunder und das will natürlich niemand verpassen.
Das ist auch unser Ziel und so wollen wir gegen Nachmittag zum Taj Mahal, wenn es nicht mehr so heiß ist und können so auch bis zum Sonnenuntergang bleiben. Die Zeit davor verbringen wir Mädels damit, unsere Saaris zu binden. In Jaipur waren wir extra in einem Saari Geschäft und haben uns für gerade einmal 350,00 INR (ca. 4,46 Euro) einen Saari gekauft - man will schließlich mit einem landestypischen Outfit zum Weltwunder fahren! Beim Saari kaufen kann ich übrigens den Tipp geben: Einfach in ein TukTuk setzten und nach einem Saari-Laden fragen, in dem die Einheimischen einkaufen. So zahlt man nur etwa zehn Prozent des Touri-Preises und es ist ein Erlebnis, als einziger Tourist zwischen hunderten indischen Frauen einzukaufen. Wir waren in jedem Fall die Attraktion und mussten tausende Selfies machen...
Nach vielen Youtube-Videos und unzähligen Versuchen haben wir es dann endlich geschafft, unsere Saaris zu binden. Denn ein Saari ist ein acht Meter langes Stück Stoff, dass man dank verschiedener Wickeltechniken um den ganzen Körper und teilweise sogar noch um den Kopf wickelt. Sehr kompliziert, aber auch schön anzusehen! Jetzt heißt es nur noch die Stunden im Taj Mahal zu überstehen, ohne das alles wieder auseinander fällt. Ich kann schon einmal so viel verraten: Wir mussten nicht nur einmal alles wieder neu um wickeln…
Das Weltwunder Taj Mahal
Wir machen uns mit TukTuks auf dem Weg zum Taj Mahal, müssen jedoch etwa zwei Kilometer vor dem Eingang aussteigen. Weiter dürfen Fahrzeuge mit Motor nicht fahren, damit die weiße Fassade des Taj Mahal nicht zerstört wird. Eine ziemlich gute Regelung, scheint man schließlich sonst überall nicht sehr stark auf die Erhaltung der Gebäude zu achten. Weiter geht es entweder zu Fuß oder mit einer der vielen Fahrradrickschas. Unser Guide entscheidet sich fürs Laufen und so müssen wir eben unsere Saaris besonders gut festhalten!
Wir erreichen den Ost-Eingang des Taj Mahal und zahlen 1.000,00 INR (ca. 12,74 Euro) Eintritt, für Inder kostet der Eintritt bloß 50,00 INR (ca. 0,64 Euro), dafür bekommen wir eine Flasche Wasser umsonst… Yeah. Übrigens ist im Taj Mahal nahezu alles verboten, nimm also am Besten nur deine Kamera und ein wenig Geld mit, ansonsten musst du alles wegwerfen, was der Polizei nicht gefällt. Wir gehen durch ein etwas kleineres Gebäude hindurch und dann sehen wir ihn: Den Taj Mahal!
Oft sind Sehenswürdigkeiten dann vor Ort doch nicht so spektakulär, aber der Taj Mahal ist genau so imposant und schön, wie man es sich vorstellt. Perfekt symmetrisch mit weißem Marmor verkleidet, mit Springbrunnen und viel Grünfläche drum herum. Natürlich sind wir nicht die einzigen Touristen und müssen uns ganz schön durch die Menge boxen, um ein paar schöne Fotos machen zu können… Übrigens haben wir in Indien so gut wie nie chinesische Touristen gesehen, von denen es in Südostasien nur so wimmelt. Nun wissen wir: Sie sind alle am Taj Mahal.
Wir laufen ein wenig durch den Garten und wollen uns den Taj Mahal natürlich auch von Innen ansehen. Eine ewig lange Schlange steht vor dem Eingang, doch wir dürfen einfach durchgehen. Ein Sicherheitsbeamter steht an der Seite und sortiert die Touristen in Inder und Ausländer, scheinbar bloß anhand der Hautfarbe… Die Inder zahlen nur einen Bruchteil dessen, was alle anderen Touristen zahlen, aber trotzdem irgendwie rassistisch… Wir sind jedenfalls froh, dass wir uns nicht so lange anstellen mussten, ist der Taj Mahal von innen tatsächlich ziemlich unspektakulär. Fotos machen ist innen übrigens verboten.
Wir setzten uns noch ein wenig ins Gras, beobachten das Geschehen und sehen uns den Sonnenuntergang an. Schön, dass wir so lange geblieben sind, denn es wird nach und nach immer leerer und wir können am Ende noch in Ruhe ein paar Fotos machen.
Der Baby Taj und das Agra Fort
Neben dem berühmten Taj Mahal gibt es in Agra noch zwei weitere Gebäude, die neben dem Taj Mahal zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt worden: Das Tomb of Itmad-Ud-Daulah, auch Baby Taj genannt und das Agra Fort. Der Baby Taj liegt etwa drei Kilometer vom Taj Mahal entfernt, auf der anderen Seite des Yamuna Flusses. Es ist der Vorläufer des Taj Mahal und ebenfalls aus weißem Marmor erbaut und verkleidet. Hier geht es deutlich ruhiger zu, man trifft weniger Touristen und kann auf der Wiese sogar etwas entspannen. Der Eintritt ist mit 200,00 INR (ca. 2,55 Euro) auch deutlich günstiger, als der des großen Bruders.
Das Agra Fort, wird wie das Fort in Delhi auch Rotes Fort genannt, ist allerdings etwas kleiner und deutlich weniger Überlaufen, als das Gegenstück in Delhi. Das Rote Fort war früher eine Festungs- und Palastanlage und man hat von dort aus einen guten Blick auf den Taj Mahal. Hier hat der damalige Großmogul gewohnt und konnte so von seinem Palast aus auf das Grabmal seiner verstobenen Frau schauen.
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Das Agra Fort... -
...und der Blick auf den Taj Mahal
Methab Bagh: Ein Garten mit Blick auf den Taj Mahal
Am nächsten Tag haben wir noch etwas freie Zeit, bevor wir am Abend den Nachtzug nach Varanasi nehmen. Wir entscheiden uns, die Sonne etwas zu genießen und fahren in den Methab Bagh, einen Garten, der wie der Taj Mahal am Yamuna Fluss liegt. Von dort aus hat man einen schönen Blick, auf die Rückseite des Taj Mahal und kann ein wenig vor dem Smok Agras fliehen. Im Schatten der vielen Bäume spielen wir Karten und werden am Nachmittag dann tatsächlich noch Zeuge eines leeren Taj Mahals! Präsident Emmanuel Macron ist in der Stadt und so wird der Taj für einige Stunden komplett gesperrt. Wir lassen uns die Gelegenheit natürlich nicht entgehen und machen Fotos vor dem menschenleeren Gebäude, dass von hinten übrigens nicht weniger schön ist!
Mit dem Nachtzug nach Varanasi
Nach dem entspannten Tag im Methab Bagh Garten, geht es für uns mit dem Nachtzug 13 Stunden lang nach Varanasi. Varanasi ist eine der ältesten Städte der Welt und die heiligste Stadt der Hindus. Sie liegt am heiligen Ganges und wird daher nicht nur von vielen Touristen, sondern auch von vielen Gläubigen besucht. Sie waschen sich im Fluss, um sich mit dem heiligen Wasser von ihren Sünden zu befreien.
Nach etwas Erholung im Hotel, machen wir uns am Nachmittag auf in Richtung Ganges. Wir laufen über den lokalen Markt und schon nach wenigen Minuten haben wir alle schlechte Laune. Noch nie habe ich so viel Lärm und Dreck an einem Ort gesehen. Nicht einmal in der riesigen Stadt Neu-Delhi haben wir es so extrem erlebt. Man kann es kaum beschreiben, wenn man nicht selbst dort war… Tausende Menschen laufen mitten auf der Straße herum, um Dinge von auf dem Boden sitzenden Händlern zu kaufen. Drumherum versuchen die Autos, TukTuks und sonstigen Fahrzeuge sich mit lautem Hupen ihren Weg zu bahnen und mittendrin liegen wie immer die Kühe. Es stinkt ohne Ende, überall liegt Müll und man muss aufpassen nicht in Kuhmist auszurutschen (ist einem, der vor uns lief, passiert…). Als Erfahrung des unschönen Teils von Indien haben uns die 15 Minuten, die wir durch diesen Markt gelaufen sind in jedem Fall gereicht. Leider konnten wir keine Fotos machen, da hier laut unserem Guide die Diebstahl-Gefahr viel zu hoch sei, um die Kamera herauszuholen… Als wir endlich unser eigentliches Ziel erreichen, werden wir jedenfalls mehr als belohnt: Im Blue Lassi gibt es 100 verschiedene Lassi-Sorten und wir kommen aus dem Lassi Himmel gar nicht mehr heraus…
Sonnenaufgang und Sonnenuntergang auf dem Ganges
Am Abend unternehmen wir zum Sonnenuntergang eine Bootsfahrt auf dem Ganges. Vom Boot aus, lässt sich das rege Treiben am Flussufer Bestens beobachten. Übrigens ist der Ganges in Varanasi nur auf der einen Seite bebaut. Auf der Ost-Seite befindet sich kein einziges Gebäude, damit die Menschen morgens beim Gebet die Sonne über dem Ganges aufgehen sehen. Eine schöne Idee!
Nach dem Sonnenuntergang beginnt die Abendzeremonie am Ganges. Sie wird Ganga Aarti genannt und findet jeden Abend am Ganges in den drei heiligen Städten Rishikesh, Haridwar und Varanasi statt. Es wird ein Feueropfer erbracht und der Göttin Ganga geopfert. Meist wird dafür ein kleines Schiffchen mit Blumen und einer Kerze in das Wasser gesetzt, das mit der Strömung den Ganges hinunter treibt.
Auf den Treppen am Ufer des Ganges findet währenddessen eine Zeremonie statt, die von jungen Gelehrten des Ortes durchgeführt wird. Viele Gläubige versammeln sich dafür auf den Treppen, um der Zeremonie zuzuschauen und anschließend ein kleines Blumenboot in den Fluss zu setzten. Wir beobachten die Zeremonie von unserem Boot aus, lassen unsere Lichter ins Wasser und trinken einen leckeren Chai-Tee.
Am nächsten Morgen heißt früh aufstehen, denn wir unternehmen eine weitere Bootsfahrt auf dem Ganges. Dieses Mal zum Sonnenaufgang, dort findet zwar keine Zeremonie statt, aber wir sehen wie die Stadt erwacht und das Treiben am Flussufer langsam seinen Lauf nimmt. Außerdem können wir die Sonne über dem leeren Flussufer aufgehen sehen und kommen so auch in den Genuss des Bauverbotes auf der Ostseite des Ganges!
Nach der frühen Bootsfahrt und einem guten Frühstück geht es für uns mit dem Zug zurück nach Delhi. Auch wenn Agra und Varanasi selbst sehr hässliche und dreckige Städte sind, so sind wir doch froh dort gewesen zu sein. Denn das Taj Mahal und eine heilige Zeremonie auf dem heiligsten Fluss Indiens sollten wohl bei keiner Indienreise fehlen!
Das Bild mit den Saari-Frauen erinnert etwas an "Germanys Next Topmodel". Tolles Bild. Und wunderbar, wie es euch gelungen ist das Weltwunder ohne Touristen zu fotografieren. Werde gleich weiterlesen.