Laos ist ein seeeehr langes und großes Land. Und nicht nur das: Die Straßen sind nicht selten eine Zumutung für Mensch, Tier und vor allem den Magen. Und wenn der Laos-Reisende nicht unbedingt 90% seiner Zeit im Bus verbringen will, pickt er sich den einen oder anderen Ort im Norden des Landes heraus. "Den einen" ist so gut wie immer Luang Prabang und "den anderen" dürfte dann nicht selten Vang Vieng sein. Und von letzterem möchte ich heute erzählen.
Genauer genommen ist Vang Vieng keine Reise wert. Der Ort existiert quasi nur für Touristen, ein Ramschshop jagt den nächsten, an jeder Ecke gib es (gutes) Essen, irgendwelche Touren und dann ist da noch das Tubing auf dem Nam-Xong-Fluss, das seinen weltweiten Siegeszug hier im beschaulichen, laotischen Hochland begonnen hat. Doch dazu später mehr. Reizvoll hingegen ist das Umland der Kleinstadt. Ein dutzend Höhlen, Lagunen mit türkisem Wasser und atemberaubende Aussichtsspunkte bieten Gelegenheit, mehr als nur einen Tag in dieser Region zu verbringen.
Und wieder heißt das Zauberwort: Roller!
Als hätte sich irgendjemand etwas dabei gedacht, als er die Sehenswürdigkeiten damals in die Landschaft gestreut hat, liegen sie um Vang Vieng herum alle an einer Straße, die man hervorragend mit dem Roller einmal im Kreis und an einem Tag befahren kann. Den sogenannten Vang-Vieng-Loop kann man am allerbesten mit dem Motorroller, aber auch ganz wunderbar mit dem Fahrrad befahren, wenn man sich danach fühlt. Obwohl diese Region in den Bergen liegt, ist der Loop wunderbar flach und auch zu großen Teilen asphaltiert. Nur manchmal kann es etwas schotterig und holperig werden. Wir sind eher die Faulen und sowieso fahre ich einfach tierisch gerne Roller und deshalb mieten wir uns für knapp acht Euro am Tag gemeinsam einen Motorroller. Unsere beiden Lieblingsösterreicher, die wir auf der Mekongfahrt kennengelernt haben, folgen uns mit ihren Rollern auf Schritt und Tritt!
Rund um den Loop finden sich vorzugsweise blaue Lagunen, Höhlen und Tropfsteinhöhlen, Lagunen in Höhlen und Höhlen in Lagunen und… na du weißt, wodrauf ich hinaus will! Besonders interessant ist, dass wahnsinnig viele der Sehenswürdigkeiten eigentlich nirgendwo eingezeichnet sind, sondern sich nur durch kleine Holzschilder am Straßenrand bemerkbar machen. Wenn man dann gemütlich mit vierzig Sachen am Straßenrand vorbeizuckelt, ist es ein Leichtes, einfach mal den Scooter am Rand stehen zu lassen, umgerechnet einen Euro Eintritt zu zahlen (scheint ein Festpreis zu sein, ist quasi überall so) und sich eine Höhle, eine Lagune oder einen Aussichtspunkt anzuschauen.
Besonders sinnvoll ist es übrigens, das antizyklisch zu den massigen Chinesentouristenhorden zu tun. Die brettern nämlich mit echt krassen Offroadbuggys in großen Rudeln die staubigen Straßen entlang, verstopfen die Wege und Sehenswürdigkeiten und verderben einem damit ziemlich die Laune. Wie mittlerweile überall auf der Welt also. Vorzugsweise beginnst du mit dem Loop also vor dem eigentlichen Frühstück und suchst dir während der Hauptzeit am Nachmittag etwas aus, was Chinesen für ein Foto nicht tun würden: Irgendetwas anstrengendes, wie zum Beispiel einen Aussichtspunkt erklettern.
So entdecken wir abseits der Straße einen kleinen Pfad nur mit einem Holzschild betäfelt, der uns zu einem Aussichtspunkt führt. Eine knappe Viertelstunde geht es einen verflucht steilen Pfad mit wackeligem Bambusgeländer und sehr rutschigen Steinen hinauf, der in Deutschland mit ach und krach durch jeden TÜV gefallen wäre. Oben angekommen dann, bietet sich aber ein schöner Ausblick über das ganze Tal rund um Vang Vieng. Irgendwer hat dort oben auf diesen schmalen Streifen Stein doch tatsächlich noch eine klapprige Holzhütte hingesetzt und nach mehrminutigem Zögern vertrauen wir auch diesem Gerippe unser Leben an und erklettern auch noch den letzten Meter.
Leider weiß ich den Namen dieses kleinen und versteckten Aussichtspunktes nicht mehr, wenn er überhaupt einen hat und mein Laotisch ist "ein wenig eingerostet". Hier für euch und eure Kartenapp aber die ungefähren Geokoordinaten mit freundlicher Unterstützung von Fünkchen, unserer fleißig protokollierenden Drohne!
Die blauen Lagunen von Vang Vieng
Eines der zwei weiteren Highlights von Vang Vieng sollen die blauen Lagunen mit den klangvollen, altlaotischen und mystischen Namen Blue Lagoon 1, Blue Lagoon 2, Blue Lagoon 3, Blue Lagoon 4 und Blue Lagoon 5 sein. Zwar sind wir begeistert von der Kreativität der Namensgebung, allerdings nicht unbedingt von der Temperatur. Denn die ist im Moment unseres Besuchs (Dezember) für uns sonnenverwöhnte Weltenbummler verflucht niedrig: Immerhin 15 Grad, da willst du nicht in eine Lagune steigen und wenn sie noch so blau ist. Der Gedanke ist offenbar auch so einigen anderen Touristen gekommen und so findet man die Lagunen weitestgehend menschenleer vor. Solltest du vor Ort sein und dich für eine der Lagunen entscheiden, haben wir uns sagen lassen, dass Nummer zwei wohl die schönste (da leerste) Lagune sein soll.
Rund um Vang Vieng wimmelt es von Höhlen
Wie schon zuvor erzählt, könntest du dich um Vang Vieng herum tagelang in Höhlen aufhalten. Es gibt große Höhlen, kleine Höhlen, hohe Höhlen und hohle Höhlen. Sogar Höhlen mit Lagunen im Inneren! Alle können und wollen wir uns nicht ansehen und so fällt unsere zufällige Wahl wieder auf ein x-beliebiges Schild zu einer y-beliebigen Höhle an einer z-beliebigen Straße (Geokoordinaten hier). Am Straßenrand wird uns wieder der obligatorische Euro 10.000,00 LAK (ca. 1,02 Euro) abgenommen und wir machen uns auf den Weg in Richtung Höhle. Der Laote schleicht uns hinterher und erst als wir einmal testweise anhalten und er auch auf uns wartet, realisieren wir, dass wir einen Guide dazubekommen haben. Der Weg zur Höhle selbst ist recht unspannend, nur gesäumt von erstaunlich symmetrischem Tierkot (ja, mir war ein wenig langweilig) und erschreckend und abstoßend viel Müll. Es ist mir nach wie vor unverständlich, wie Menschen mit ihrer direkten Umwelt so umgehen können.
Nach etwa zehn Minuten Fußweg kommen wir am Eingang der Höhle an. Der Guide zaubert von irgendwoher Kopfleuchten und hinein gehts. Schon nach wenigen Metern wird es schlagartig wärmer, ja fast schon heiß. Das liegt vermutlich am schwindenden Sauerstoff und dem fehlenden Luftaustausch. Naja, wird schon! Nach wenigen Metern präsentiert uns der Laote stolz einen in der Höhle eingelassenen Bhudda-Schrein. Die gibt es hier in Laos übrigens an jeder Ecke, mal mehr und mal weniger spektakulär. In dieser einsamen und dunklen Höhle jedenfalls wirkt der Schrein wie ein Mix aus mystisch, gruselig und schön. Der Guide kniet sich hin, spricht ein kleines Stoßgebet, entzündet die Kerzen und führt uns weiter.
Gleich hinter der Statue wird es urplötzlich verdammt eng. Erst gehen wir auf die Knie, später dann robben wir auf dem Bauch und als dann auch noch der Rucksack vom Rücken in den lemigen Boden weichen muss, ist die Schlammparade perfekt. Glibberig und schwitzig wie Nacktschnecken glitschen wir durch die extrem engen Tunnel der Höhle. Ein Hinweis für Klaustrophobiker hätte es zu Beginn vielleicht auch getan. Das denkt sich sicherlich auch die Niederländerin, die mit uns die Höhle betreten hat, als sie plötzlich doch tatsächlich stecken bleibt und einen Ausbruch von Platzangst bekommt. Viel tun außer ihr gut zureden können wir nicht, schließlich stecken wir selbst so gut wie fest. Nach einigen Minuten macht es dann aber doch "Plopp" und es wird weiter vorwärtsgeschleimt bis wir den Ausgang erreichen.
Kaum aus der heißen Höhle hinausgetreten, stellen wir fest, wie kalt und dunkel es in der Zwischenzeit geworden ist. Im Dunkeln Roller fahren ist aus vielen Gründen eine nicht unbedingt gute Idee und deshalb machen wir uns schnell zurück auf den Weg nach Hause. Wir gehen normalerweise nicht unbedingt ausführlicher auf unsere Unterkünfte ein, es sei denn, sie sind etwas besonderes. Und das Maylyn Guesthouse ist für uns so ein Ort:
Direkt am Fluss gelegen, der an Vang Vieng vorbeifließt, ist es nur von einer Holzbrücke (2.500,00 LAK (ca. 0,26 Euro) für eine Überquerung) mit der eigentlichen Stadt verbunden. So liegt das Guesthouse mehr oder weniger mitten in der Stadt, ist aber den ganzen wuseligen Trubel los. Wer möchte, kann sich in fünf Gehminuten in das bunte Treiben stürzen aber wer Ruhe mag, der bleibt einfach auf dem Gelände. "Gelände" trifft es hier sehr gut, denn das Maylyn ist wahnsinnig weitläufig aufgebaut und besteht aus dutzenden Häusern an Bächen, Wiesen und Wäldchen. Das ganze Grundstück wird von supersüßen Babykatzen in Beschlag genommen, die sich bereitwillig auf den Arm nehmen und knuddeln lassen.
Betrieben wird das Maylyn Guesthouse von einem brummeligen aber wahnsinnig sympathischen Iren, der für jeden derben Scherz und jeden dummen Spruch zu haben ist. Die Getränke und das Essen sind sehr günstig und sehr lecker. Aufgeschrieben wird der Verbrauch auf Vertrauensbasis in ein Buch, das dann am Ende abgerechnet und bezahlt wird. Ein leckeres Abendessen, frisch vor deiner Nase zubereitet für zwei Euro? Gibt's hier! Die Nacht kostet im Doppelzimmer mit Ausblick und bodentiefen Verandafenstern, Klimaanlage, kostenlosem Wifi, eigenem Bad und so weiter und sofort übrigens nur 10.000,00 LAK (ca. 1,02 Euro). Unglaublich aber wahr.
Wer einen Fuß nach Laos setzt, der sollte einmal in Vang Vieng vorbeischauen. Die meisten Reisenden fahren eh von Luang Prabang nach Vientiane und kommen zwangsläufig an Vang Vieng vorbei. Zwar sind die sieben Stunden Busfahrt von Luang Prabang kein Zuckerschlecken aber wenn wir mal ehrlich sind, ist das überhaupt keine Distanz in diesem bergigen Land mit den nicht wirklich gut ausgebauten Straßen. Aber es geht aufwärts! Insbesondere das Tubing, bei dem man in einem Reifen auf dem Fluss schwimmt und in verschiedensten Bars anhalten und einzweidrei Bierchen trinken kann, hat der Region zu touristischem Aufschwung verholfen, aber auch Schatten gebracht. Insbesondere englische und amerikanische Touristen sind hier mehrfach zu Tode gekommen, weil sie sich vollgepumpt mit Alkohol und Drogen mit ihren Reifen in die Fluten gestürzt haben. Diese Zeit hat Vang Vieng aber hinter sich gelassen, das Tubing befindest sich nun unter staatlicher Regulation und ist weitestgehend harmlos geworden. Wir wären zu unserer Zeit aber vermutlich eh im Wasser erfroren und haben es daher gelassen. Macht aber gar nichts, denn auch das Umland von Vang Vieng ist einen Besuch wert!
Auch wenn Laos gleich neben Thailand liegt, so kommt es uns wie eine andere Welt vor. Schon gleich hinter der Grenze fühlen wir uns, als hätte jemand die Zeit angehalten und als wir nach unserem Aufenthalt in Vang Vieng wieder nach Chiang Mai in Thailand fliegen, haben wir das Gefühl, in der ersten Welt zu landen, so westlich fühlt es sich an. Wenn das beschauliche Nordthailand dir vorkommt, wie eine zehnspurige Autobahn, ja dann warst du wohl vorher in Laos…
Vielen herzlichen Dank für die wunderbaren Tipps! Das Maylyn Guesthouse ist ein wahrer Traum - auch in der Regenzeit. Auch die Aussichtsplattform habbich gefunden und der Aufstieg hat sich mehr als gelohnt. In der Regenzeit (eigentlich bei dem Steig aber immer) empfiehl es sich wirklich Trittfeste Schuhe anzuziehen, da die Steine doch sehr glitschig sind. Chinesen und Koreaner gibt es in der Nebensaison zwar denke ich weniger aber auch das reicht schon. Zwar wirbeln sie mit den Buggies keinen Staub auf, jedoch machen sie sich einen Spaß daraus durch jede Pfütze zu fahren und die Umgebung - inklusive mich auf dem Roller - zu verdrecken... aber den Genuss an der wunderschönen Landschaft lass ich mir dadurch nicht zerstören! Also nochmal herzlichen Dank an euch!