Es ist drückend schwül an diesem Morgen. Die Sonne hat nicht einmal die Gipfel der flachen Dächer von Santa Marta an der kolumbianischen Karibikküste erklommen und dennoch bilden sich schon nach wenigen Metern unzählige Schweißperlen auf unseren Gesichtern. Wie Ameisen mit vorne und hinten jeweils einem Rucksack bepackt, stiefeln wir zur Busstation El Mercado Publico. Von hier aus fahren in unregelmäßigen aber häufigen Abständen kleine blaue Busse die Karibikküste gen Osten entlang. Unser Ziel für die kommenden Tage ist der Küstenort Palomino. Was klingt wie eine Pferderasse, ist ein echter Tipp unter Kolumbienreisenden. Etwa zwei Stunden holperige Busfahrt im öffentlichen Bus (für schlappe 9.000,00 COP (ca. 2,39 Euro) von Santa Marta entfernt, liegt dieses Örtchen. Zwischen der Karibikküste im Norden und den schneebedeckten Bergen der Sierra Nevada im Süden haben sich einige hundert Menschen niedergelassen, ein wirklich gut gewähltes Plätzchen!
Weit ab vom Schuss: Das ist Palomino
Quietschend hält unser Bus auf der Hauptstraße von Palomino. Hauptstraße ist übrigens ziemlich übertrieben, denn genauer genommen ist es die einzige asphaltierte Straße, die den Ort durchzieht. Alles weitere sind mehr oder weniger gut festgetrampelte Wege, die die ein oder andere Herausforderung mit sich bringen können, insbesondere wenn es mal wieder geregnet hat. Ganz Palomino ist quasi aufgebaut wie ein „T“: Eine Straße läuft durch den Ort und eine gen Strand. Das wars dann auch schon, mehr brauchts ja aber auch eigentlich nicht. Palomino hat keinen Bankautomaten (Bargeld mitbringen!), dafür aber jede Menge kleiner Läden voller Krempel, Klamotten und handgemachtem Schmuck. Zwei Bäckereien und eine verboten gute und günstige Pizzeria (La Frontera). Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass ich dort die bisher beste Pizza meines Lebens gegessen habe. Riskante These, aber probiert selbst!
Ansonsten besteht der strandnahe Teil von Palomino im Wesentlichen aus Hostels. Mal größer mal kleiner, mal schöner mal heruntergekommener. Viele neue Hostels befinden sich bereits im Bau, sodass zu befürchten ist, dass der Tourismus hier in Palomino in den kommenden Jahren weiter ansteigen wird. Das allerdings tut dem Dorf, das sich noch bis vor einigen Jahren hauptsächlich durch Drogenhandel und den Anbau von Kokain finanziert hat, in dem Fall ja wohl mehr als gut.
Unser Tuktuk-Fahrer jedenfalls, der uns verwirrte Westler gleich nach unserer Ankunft mit dem Bus aufsammelt, kennt hier jedes Schlagloch (und davon gibt es einige), jeden Trampelpfad und bringt uns entspannt an unser Ziel.
Eine Hütte am Strand
…und das heißt für die kommenden Nächte Playa Mandala. Denn wir haben uns mal etwas gegönnt und uns eine private Hütte in der Nähe des Standes geschnappt. Denn unweit der hostelgesäumten Strandstraße liegen im Dickicht der Palmen eine handvoll höherpreisiger Unterkünfte, die man beim Erkunden von Palomino allerdings gerne übersieht. „Höherpreisig“ ist natürlich auf kolumbianische Verhältnisse bezogen und so kostet uns unsere Hütte zusammen auch nur gerade einmal 50,- Euro je Nacht. Für Kolumbien sehr teuer, aber eigentlich mehr als günstig. Wenn du es etwas günstiger und hosteliger magst, lege ich dir das Hostel Primaluna wärmstens ans Herz! Playa Mandala allerdings ist ein wirklich schönes Fleckchen Erde: Auf einigen tausend Quadratmetern teilen sich gerade einmal vier Hütten die üppigen Palmenhaine, grasbewachsenen Hügel, grüne Wiesen, Dschungel und einen großen Strand.
Nach drei Wochen vollgepacktem Roadtrip durch Kalifornien und mehrere Tage im wuseligen Cartagena und im noch wuseligeren Santa Marta fällt erst hier langsam all der Stress der letzten Wochen von uns ab. Reisen ist nicht immer Urlaub sondern oft eben auch sehr strapaziös. Hier zwischen gackernden Geckos, tropischen Vögeln, Kokosnüssen und weichem Sand kommen auch unsere Seelen erstmals seit Beginn unserer Weltreise langsam zur Ruhe. In der Nebensaison jetzt im Oktober sind wir auf dem riesigen Areal gerade einmal zu viert, herrlich!
Unsere Hütte hat den Begriff „Hütte“ eigentlich gar nicht verdient. Denn dafür, dass sie inmitten des Urwalds auf einer kleinen Anhebung steht, ist sie ganz schön komfortabel eingerichtet: Himmelbett, eigenes Bad mit Wassertank auf dem Dach, einer kleinen Minibar und sogar Strom. Strom ist übrigens so eine Sache in Palomino, denn der fällt hier oft mehrmals am Tag und auch in der Nacht aus. Letzteres ist besonders ärgerlich, da schon nach wenigen Minuten ohne Ventilatoren die Temperatur derart ansteigt, dass wir von unserer eigenen Körperwärme aufwachen und schweißnass im Bett liegen. Zwar verfügt das Playa Mandala (wie andere Hotels und Hostels in Palomino auch) über einen Generator, der bei Bedarf zugeschaltet wird, aber das bekommt nachts nun mal auch nicht jeder mit und so verbringen wir einige Nächte schweißnass und mit wenig Schlaf. Nicht angenehm. Aber sobald die Sonne über dem Meer aufgeht, ist die anstrengend kurze Nacht überstanden: Vor unserer Hütte sind Hängematten gespannt, ein kleiner Weg führt durch das Grün hinunter zum Strand.
Der Strand von Palomino
Und zum Strand von Palomino geht es auch gleich nach dem Frühstück. Denn dafür sind wir ja schließlich hier: Abschalten, ausspannen, Seele baumeln lassen. Der Strand selbst –und das gefällt uns wirklich gut– ist weitestgehend so belassen, wie die Natur ihn geschaffen hat: Weicher, weiter Sand mit palmengesäumtem Ufer, wie man sich das wünscht.
Das Wasser allerdings ist an der kolumbianischen Karibikküste in weiten Teilen nicht das, was man von der Karibik erwartet: Durch starte Strömungen direkt vor der Küste wird das Wasser und vor allem der Sand derart aufgewirbelt, dass sich eher eine bräunlich-türkise Farbe ergibt...
Wo Licht ist, da ist auch Schatten: Nicht unerwähnt bleiben sollten hier daher die Sandfliegen, die an der kolumbianischen Küste gern ihr Unwesen treiben. Insbesondere in den Stunden um die Dämmerung herum fliegen diese kleinen Mistviecher am Strand herum und schlagen alleine an meinen Beinen insgesamt über vierzig mal zu, trotz Insektenschutz. Hier helfen wohl nur lange Hosen oder das gänzliche Fernbleiben vom Strand, damit man an den kleinen aber extrem juckenden Bissen nicht auch noch die kommenden zwei Wochen Spaß hat…
Tubing: Mit dem Reifen durch den Dschungel
Was kann man denn sonst noch so eigentlich in Palomino machen? Um ehrlich zu sein: Nicht viel. Aber das muss ja auch nicht sein. Eine der Aktivitäten allerdings, die in Palomino wirklich alle zehn Meter angeboten wird, ist Tubing. Für 20.000,00 COP (ca. 5,31 Euro) werden wir mit einem großen Schwimmreifen auf den Rücksitz eines Motorbikes gesetzt und etwa zwanzig Minuten durch den Dschungel zu einem Fluss gefahren. Dort setzen wir uns in die Reifen in das wirklich eiskalte aber extrem angenehme Wasser und lassen uns langsam gen Meer und Mündung treiben. Es ist wunderbar kühl und entspannend, obwohl die Sonne erbarmungslos heiß vom Himmel scheint.
Etwa eine Stunde lassen wir uns treiben und genießen die vorbeiziehende Natur und die Ruhe. Cosi behauptet steif und fest, ein Krokodil gesehen zu haben aber ansonsten begegnen uns nur Pelikane und jede Menge tropische Vögel. Dann langsam erscheint die Mündung am Horizont und hier beginnt der Ort, der mir in Palomino am besten gefallen hat.
Hier mündet der eiskalte Rio Palomino in das warme Meer. Beide Temperaturen für sich genommen sind schwer genießbar aber dort, wo das Süßwasser auf das Salzwasser trifft, gibt es die perfekte Wohlfühlteperatur: Näher am Meer ist es wärmer und näher am Fluss eben kälter. So findet jeder seine perfekte Stelle und kann sich perfekt erfrischen. Der Sand ist weiß, der Himmel blau und als hätte man diese Stelle extra dafür geschaffen, haben sich hier eine Hand voll rustikaler Restaurants niedergelassen. Für wenig Geld bekommen wir hier superfrisch gefangenen Fisch, den wir direkt nach dem Fang auswählen dürfen. Hässlich die Dinger, aber unfassbar lecker!
Eine Stunde später sitzen wir gesättigt am Strand. Unser Fisch kam mit einer Fülle an Beilagen: Gebackene Kochbananen, frischer Salat, Limetten und vor allem ein unverschämt leckerer Kokosreis, dem ich seitdem vollkommen verfallen bin. Unbedingt probieren!
Gesättigt treten wir langsam den Heimweg am Strand entlang. Etwa zwanzig Minuten an Palmen vorbei mit den Füßen durch die Brandung der Karibik. An unserem kleinen und verlassenen Teil des Strandes angekommen, lassen wir uns in unsere Strandliegen fallen. Glücklich muss man sich schätzen, hier einmal gewesen zu sein.
Hallo Leute, da mein Freund und ich eine Reise nach Kolumbien im November planen wollt ich mal fragen was ihr dazu sagt in diesem laut Internet ja nicht so idealen Monat hin zu fliegen?
Wann wart ihr dort? Habt ihr besondere Tipps? Wir haben vor 3 Wochen dort zu verbringen.
Danke schon mal für eure Rückmeldung.
LG Sabine