Japan wollten wir beide schon immer entdecken, nur lag es eigentlich nicht auf unserer grob geplanten Route, denn auf dem Weg von Amerika nach Asien hätte es zwar geografisch gepasst, doch Japan im Winter wäre uns zu kalt gewesen. Als wir nun Ende April auf Bali saßen und noch nicht nach Hause wollten, haben wir also einen Abstecher nach Ostasien geplant. Nachdem Südkorea unsere Erwartungen übertroffen hat, freuen wir uns nun noch mehr auf Japan! Neun Tage wollen wir in Japan verbringen, einmal einen ersten Eindruck von Japan bekommen, damit wir beim nächsten mal mit mehr Zeit (und mehr Geld…) wiederkommen können!
Da Kyoto keinen eigenen Airport hat, fliegen wir von Seoul nach Osaka (etwa 100 Kilometer von Kyoto entfernt). Schon am Flughafen freuen wir uns über dieses Land, sind wir noch nie so entspannt und so schnell aus einem Flughafen herausgekommen. Während wir in Ländern wie Kolumbien oder Indonesien keinen Meter ohne drölfzig Taxi-Fahrer im Nacken laufen konnten, erwarten uns in Japan sehr höfliche und zuvorkommende Flughafen-Mitarbeiter, die uns direkt den Weg zum richtigen Bus zeigen. Ticket gekauft 2.550,00 JPY (ca. 21,18 Euro), in den Bus gestiegen und nach nur 1,5 Stunden Fahrt kommen wir in unserer Unterkunft an.
Wir wohnen im Garaku Guesthouse, einer kleinen Unterkunft mitten in einem zentralen, aber sehr ruhigen Wohnviertel. Die Zimmer sind nicht groß, aber sauber und mit 1.800,00 JPY (ca. 14,95 Euro) pro Person/Nacht in einem Zweibettzimmer für japanische Verhältnisse wirklich günstig! Der nette Mitarbeiter erklärt uns direkt den Weg zu einem großen Supermarkt und wir kaufen, was die Japaner besonders gut können: Sushi! Nur 900,00 JPY (ca. 7,47 Euro) für uns beide zahlen wir für eine riesige Auswahl an Sushi und obwohl es „nur“ aus dem Supermarkt ist, schmeckt es tausend mal besser, als jedes Sushi, das wir in Deutschland gegessen haben… Während unserer Zeit in Kyoto können wir nicht widerstehen und essen jeden Abend dieses leckere Sushi!
Die Sehenswürdigkeiten von Kyoto: Tempel über Tempel
Kyoto ist die ehemalige Hauptstadt von Japan und hat kulturell so einiges zu bieten. Seit 794 schon wohnte der Kaiser in Kyoto und es wurden unzählige Tempel und Schreine in der Region erbaut. Im Gegensatz zu Tokio, dass im zweiten Weltkrieg nahezu komplett zerbombt wurde, ist Kyoto stets verschont geblieben und so kannst du hier noch die richtig alten japanischen Gebäude bestaunen. In Kyoto steht also hauptsächlich Tempel anschauen auf dem Programm.
Die Sehenswürdigkeiten von Kyoto teilen sich in drei Bezirke: Das etwas außerhalb gelegene Arashiyama, das Viertel Higashiyama und die Neustadt. Natürlich gibt es noch einige Sehenswürdigkeiten, die außerhalb dieser Bezirke liegen, wir wollen davon unbedingt den Fushimi Inari-Taisha Schrein und den goldenen Tempel (Kinkaku-Ji) sehen. Die Neustadt interessiert uns nicht so sehr, da wir anschließend nach Tokio fahren. So nehmen wir uns für den ersten Tag Arashiyama und den Fushimi Inari-Taisha Schrein vor und für den zweiten Tag Higashiyama und den goldenen Tempel. Zeitlich hat das für uns alles gut gepasst, auch wenn wir sehr viel gelaufen sind.
Um in Kyoto alle Sehenswürdigkeiten zu sehen, kannst du viel zu Fuß gehen, allerdings würden wir empfehlen, in die Bezirke selbst zu fahren und dann dort zu Fuß herumzulaufen. In Kyoto gibt es zwei Metro-Linien und ein gutes Bussystem. Beide Systeme funktionieren getrennt, wenn du von der Metro in den Bus umsteigen möchtest, musst du also leider ein neues Ticket kaufen. Wir haben uns daher am ersten Tag nur für die Metro und am zweiten Tag nur für den Bus entschieden. Für beide Systeme gibt es Tageskarten, die sich ab drei Fahrten lohnen. Da wir eigentlich nicht mehr als zwei bis drei Fahrten pro Tag hatten, haben wir aber keine Tagestickets gekauft. Fahrten mit dem Bus kosten immer 230,00 JPY (ca. 1,91 Euro) pro Person, egal wie weit du fährst. Beim Bus steigt man immer hinten ein und zahlt beim Aussteigen vorne beim Fahrer. Das Ticket musst du passend in Bar zahlen, was wir etwas nervig fanden, da man sich so immer das Kleingeld für den Bus aufheben musste… Bei der Metro schaust du auf dem Plan wie viel es zu deiner Station kostet und wirfst auch Kleingeld in den Automaten, hier muss es allerdings nicht passend sein.
Tag 1: Arashiyama und der Fushimi Inari-Taisha Schrein
An unserem ersten Tag starten wir schon um halb acht, denn unser erstes Ziel, der Arashiyama Bambuswald, ist das wohl beliebteste Ziel in Kyoto.
Der Arashiyama Bamboo Grove
Der Arashiyama Bamboo Grove ist ein sehr schöner Bambuswald, am Rande von Kyoto. Das Besondere: Der Bambus ist mindesten 25 Meter hoch und total gleichmäßig gewachsen. Dazwischen führt ein schmaler Feldweg hindurch und macht das Ganze zu einem sehr beliebten Fotomotiv. Als wir gegen halb 9 dort ankommen, befürchten wir schon zu spät zu sein, denn mit uns versuchen etwa 30 weitere Personen ein schönes Bild des Waldes zu bekommen. Da es sich nur um zwei schmale Wege handelt, verläuft es sich bei vielen Touristen nicht sehr gut. Wir bekommen trotzdem immer mal wieder die Gelegenheit einen leeren Weg zu fotografieren.
Das wir um halb 9 noch nicht zu spät dran waren sehen wir dann zwei Stunden später: Nach einer Frühstückspause und einem Abstecher in den Tenryu-Ji Tempel laufen wir noch einmal durch den Bambuswald und sind geschockt, wie voll es noch werden kann: Aus den 30 Touristen sind locker 300 geworden und wie wir es von den asiatischen Touristen ja schon kennen, ist es ihnen auch egal, ob tausende Touristen mit auf ihrem Selfie zu sehen sind…
Der Tenryu-Ji Tempel und sein Garten
Direkt neben dem Bamboo Groove befindet sich der Tenryu-Ji Tempel, mit schönem japanischem Garten (Eintritt 500,00 JPY (ca. 4,15 Euro)). Ein Besuch in einem echten japanischen Garten darf natürlich nicht fehlen und dieser Garten ist wirklich sehr schön: Viele verschiedene Pflanzen und ein großer Teich mit riesigen orangefarbenen Kois. Auch, wenn wir den Tempel selbst nicht so spannend finden, genießen wir die Sonne in dem schönen Garten und gönnen uns unser wohlverdientes Frühstück!
Übrigens treffen wir schon hier auf viele junge Japaner in Kimonos, die uns in unserer Zeit in Kyoto immer wieder begegnen. In der Nähe von jeder Attraktion gibt es Kimono-Shops, wo du dir den Kimono inklusive Schuhen und Tasche ausleihen kannst. Typisch japanisch geschminkt wirst du sogar auch noch. Aber das Ganze hat seinen Preis: 4.000,00 JPY (ca. 33,22 Euro) kostet der Spaß pro Tag! Diesen Verleih von traditioneller Kleidung haben wir auch in Seoul schon an jeder Sehenswürdigkeit gesehen, wäre ja vielleicht auch mal ein Geschäftsmodell für München oder Wien, schön in Lederhosen und Dirndl!
Der Fushimi Inari-Taisha Schrein
Der Fushimi Inari-Taisha Schrein ist neben dem Bambuswald wohl das beliebteste Ziel in Kyoto. Daher haben wir erst überlegt, auch hier früh morgens hinzukommen, aber das musst du aus unserer Sicht gar nicht. Als wir gegen 15 Uhr dort ankommen wirkt es recht voll, doch je weiter wir laufen, desto leerer wird es! Insgesamt sind es tausende, roter Bögen, die dich in einer Art Tunnel den Berg hinauf führen. Bis nach ganz oben und wieder zurück brauchen wir mit einigen Stops etwa drei Stunden. Es lohnt sich also dafür, genügend Zeit einzuplanen.
Je weiter wir den Berg hinauf gehen, desto weniger Leute begegnen uns und auch die Anzahl der Souvenir-Shops wird immer geringer. Nach dem ganzen Aufstieg gibt es oben übrigens einen Automaten mit kühlen Getränken, die du dort in der Sonne genießen kannst. Da die Japaner scheinbar große Fans dieser Getränke-Automaten sind, wirst du diese wirklich an jeder Ecke in Kyoto, aber auch in anderen Städten finden.
Auch, wenn der Fushimi Inari-Taisha Schrein sehr touristisch ist, ist er auf jeden Fall einen Besuch wert. Sicherlich ist es auch schön zum Sonnenuntergang dort oben zu sein, da du von oben auf dem Berg auf die Stadt herunterschauen kannst. Es schien uns nur leider nicht so gut beleuchtet, sodass der Abstieg im Dunklen vielleicht nicht empfehlenswert ist. Übrigens schließen in Kyoto fast alle Tempel um 16 Uhr, doch sowohl der Bambus Wald, als auch der Schrein haben Tag und Nacht geöffnet und sind kostenlos zu besuchen!
Tag 2: Higashiyama und der Goldene Tempel
An unserem zweiten Tag wollen wir uns morgens den goldenen Tempel anschauen, um auch hier etwas den Touristenmassen auszuweichen und anschließend nach Higashiyama fahren. Higashiyama ist ein Viertel in Kyoto, in dem du an jeder Ecke verschiedene Tempel und Schreine findest. Teilweise auf großen Plätzen, teilweise in kleinen Gassen und nicht selten in einem schönen Park oder Garten gelegen. Du kannst dich also einfach Treiben lassen und schauen, was dich hinter der nächsten Ecke erwartet! Da die Tempel oft mit Lampions geschmückt sind und die erst gegen Abend an gehen, macht es Sinn bis zum Abend dort zu bleiben. Auch wenn einige Tempel bereits um 16 Uhr schließen, kannst du auch von außen noch die Lichter ansehen. Bei maps.me sind übrigens alle Tempel und Schreine inklusive Öffnungszeiten eingezeichnet!
Der goldene Tempel: Kinkaku-Ji
Wir starten unseren zweiten Tag am goldenen Tempel, auch wenn er nicht im Higashiyama Bezirk liegt, da wir ihn nicht verpassen wollen. Der Kinkaku-Ji Tempel wird auch goldener Tempel genannt und gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. In der Tat sieht der Tempel mit dem vorgelagerten See beeindruckend aus. Das Wasser ist glatt und so spiegelt sich der Tempel in dem See. Mit all den Bäumen drum herum sieht es im Herbst mit roten Bäumen sicherlich noch schöner aus. Wir finden auch so, dass sich der Eintritt von 400 Yen (etwa 3,- Euro) gelohnt hat.
Der Ausblick vom Kiyomizu-Dera Tempel
Unsere Tour durch Higashiyama starten wir beim Kiyomizu-Dera Tempel, da er am äußersten Rand des Bezirks liegt. Der Tempel gehört auch zu den berühmteren Tempeln in Kyoto, da man vom Haupttempel aus einen schönen Blick auf die Stadt hat. Leider wird der Tempel noch bis 2020 restauriert, den Ausblick bekommt man trotzdem, aber man kann den Haupttempel leider nicht von außen anschauen… Da das Wetter nicht ganz so gut ist, entscheiden wir uns den Eintritt von 500,00 JPY (ca. 4,15 Euro) nicht zu zahlen und nur von außen die kleineren Tempel anzuschauen.
Der typisch japanische Hokanji Tempel
Vom Kiyomizu-Dera Tempel aus lassen wir uns einfach durch die Gassen treiben. Es gibt viele Souvenir-Shops und natürlich treffen wir auch viele Touristen, aber die Stimmung ist sehr nett und wir kaufen tatsächlich noch ein paar Souvenirs, schließlich neigt sich unsere Weltreise langsam dem Ende…
Der Hokanji Tempel ist nicht sonderlich groß, aber aufgrund seiner Bauform irgendwie typisch japanisch. Wir gehen aber auch hier nicht in den Tempel hinein, irgendwie reicht es uns pro Tag einen Tempel ganz genau zu sehen und meistens sind sie sowieso von außen am Schönsten!
Das Ufer des Kamo Flusses
Wir laufen weiter durch das Viertel und entdecken immer wieder nette Tempel, mal klassisch und mal total bunt. Dazwischen immer wieder kleine Gärten, denn das mit den Gärten können die Japaner! Immer top gepflegt und immer mit einem kleinen Teich voller Kois.
Zum Mittag holen wir uns etwas zum Essen, setzen uns an das Ufer des Kamo Flusses und beobachten die geschäftigen Japaner. Viele von ihnen nutzen die Mittagspause und setzen sich ebenfalls an den Fluss, einige rennen geschäftig vorbei in ihren schicken Anzügen. Die Stimmung ist super und wir mögen es einfach sich in einer Stadt mal ein wenig an einen öffentlichen Platz zu setzen und die Menschen zu beobachten. So bekommt man ein viel besseres Gefühl für das Land und ihre Bewohner!
Der Nishiki Market
Nach dem Mittagessen geht es für uns etwas aus dem Viertel hinaus zum Nishiki Market. Hier gibt es wohl jede Kuriosität der japanischen Küche zu kaufen und wir kommen aus dem Staunen nicht mehr raus… Wirklich spannend zu sehen, wie sich die Küche dann auch innerhalb Asiens noch einmal ändert, denn die Japaner können auch noch andere Dinge zubereiten als Sushi!
Der Yasaka Schrein im Dunklen
Als es langsam beginnt dunkel zu werden, gehen wir noch einmal zurück nach Higashiyama, um uns den Yasaka Schrein anzuschauen. Er hat bis 20 Uhr geöffnet und wir wollen uns daher noch einmal einen Schrein im Dunklen anschauen. Tatsächlich leuchten alle Lampions und tauchen das Ganze in ein tolles Licht!
Auf einmal werden wir alle von einem Wachtmann zur Seite gebeten und es wird ein roter Teppich ausgerollt. Und so werden wir ganz zufällig noch Teil einer japanischen Hochzeit! Die Braut hat einen komplett weißen Kimono an, es wird japanische Musik gespielt und die Stimmung ist wundervoll in diesem beleuchteten Schrein. Ich hätte wohl keine Lust auf meiner Hochzeit so viele Touristen dabei zu haben, aber für uns war es so natürlich ein schöner Zufall.
In den zwei vollen Tagen in Kyoto sind wir unglaublich viel gelaufen und haben viel gesehen. Sicherlich gibt es einige Ecken, die wir so nun nicht entdeckt haben, aber für einen Eindruck vom alten Japan hat es uns auf jeden Fall gereicht. Kyoto ist eine wundervolle Stadt, sehr grün und eine tolle Mischung aus alt und modern. Ein schöner Einstieg in Japan und nun geht es für uns weiter nach Tokio, in die größte Metropole der Welt - wir sind sehr gespannt! Da wir uns nur Kyoto und Tokio anschauen und somit nur eine Strecke fahren müssen, haben wir uns für den Nachtbus entschieden. Wenn du etwas mehr Zeit hast das Land zu erkunden, dann solltest du dir den Japan Rail Pass holen. Mit ihm kannst du unbegrenzt durch Japan fahren und das auch noch mit dem Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen! Das spart ordentlich Zeit und ist dazu auch noch ein tolles Erlebnis.
Hallo Cosi, hallo Marius, obwohl wir viel anderes tun sollten, haben wir uns gerade auf euren Kyoto-Bericht gestürzt und beschlossen, eine andere Unterkunft dort zu wählen. Aber die Stadt werden wir auf jeden Fall besuchen und eure Tipps beherzigen: Früh raus, zu Fuß erkunden, Sushi am Fluß und abends Tempel besuchen. Eine Hochzeit wird uns wohl vergönnt sein, außer Ihr seid im nächsten Jahr vor Ort und wagt das Wagnis. Bei uns hat es geklappt. Lieben Gruß von Kathrin und Peter !!!