Mein erster Tag in Australien ist ein Reinfall: Erschöpft um zwei Uhr Nachts angekommen am Brisbane International Airport und nach einer reibungslosen Einreise beschließe ich, die Nacht auf dem Flughafen zu verbringen, schließlich geht doch mein Weiterflug bereits am nächsten Morgen um zehn. Internet funktioniert natürlich gerade mal wieder nicht, auf dem Flughafen ist auch keine Menschenseele. Aufgekratzt und durchgewühlt suche ich mir ein abgelegenes Sofa zum Schlafen, breite meine Decke aus, klammere mich um meine Wertsachen und versuche im grellen Neonlicht zu schlafen. Wenige Stunden später wache ich auf und der Flughafen hat sich in der Zwischenzeit in ein geschäftiges Pflaster verwandelt. Erst am Check In merke ich in der Schlange: Mein Flug geht erst 24 Stunden später. Scheiße! Eine Nacht völlig umsonst auf dem Flughafen “geschlafen”. Völlig entnervt ziehe ich meine ersten Australischen Dollar aus einem Automaten und setze mich in den Zug gen Brisbane.
Einen Tag verbringe ich dort, werde aber später noch einmal dort sein und darüber berichten. Am nächsten Tag geht es auch gleich weiter mit dem Flugzeug nach Cairns und das funktioniert diesmal reibungslos. Untergekommen im Dreamtime Travellers Rest Cairns (TripAdvisorAward/Booking.com: 2013, 2014, 2015) lerne ich gleich ein paar nette Backpacker kennen. Dennoch bleibt nicht viel Zeit, will ich doch am folgenden Tag gleich los auf die See, viel zu lange schon war ich ohne sie…
Das Great Barrier Reef
Von Delfinen begleitet geht es nun in zwei Stunden mit einem Schnellboot etwa 70 Kilometer vor die Australische Küste. Ziel ist das weltbekannte Great Barrier Reef. Meine Leidenschaft für das Tauchen hat in Thailand und Kambodscha erste große Früchte getragen und so kann ich mir dieses Naturwunder unmöglich entgehen lassen, geschweige denn nur mit dem Schnorchel erkunden. Angenehme 30 Grad am Tag mit leichtem Wind hat es hier auf dem spiegelglatten Wasser, keine Wolke zeigt sich am Himmel: Beste Tauchbedingungen also!
Auf dem Schiff angekommen lerne ich gleich zu Beginn David und Marisa aus Augsburg kennen. Die beiden machen hier ihren Open Water Tauchschein, lernen die Faszination des Tauchens also gerade erst kennen. Es befinden sich etwa dreißig Personen auf dem Schiff: Taucher, Schnorchler, Tauchlehrer, Crew. Es gibt Doppel- und Vierbettzimmer mit eigener Dusche und Klimaanlage: Sehr angenehm! Zwei Sonnendecks und ein Tauchdeck dienen dem Sport und der Entspannung. Fortan verbringen wir die Zeit wie folgt: Tauchen, Essen, Tauchen, Essen, Sonnen, Tauchen, Essen, Tauchen, Schlafen. Das wiederholt sich drei wundervolle Tage, wie schön ist das bitte!?
Nach einem kurzen Sicherheitsbriefing und einem sehr leckeren Essen geht es auf das Tauchdeck. Sonnencreme gibt es hier im Literfass. Gut so, denn die Sonne brennt auf der See ohne Gnade. Was habe ich das Gefühl schon wieder vermisst, wenn sich der Reißverschluss des Taucheranzuges schließt, wenn man seine zweite Haut anzieht. Tauchersocken und -flossen angezogen, die Maske übergezogen, Ventile geöffnet, Schläuche gefüllt. Das Salz in der Luft und auf der Haut. Die Geräte angezogen und kontrolliert, der erste Atemzug durch die Luftflasche: Wundervoll! An die Reling gestellt, Luftdruck und Namen durchgegeben. Da ist das OK. Nur das Wasser und ich. Drei, zwei eins und:
Great Barrier Reef: Viel zu schön und viel zu beeindruckend, um es auf Bildern festhalten zu können. Besonders das Nachttauchen ist eine Klasse für sich. In völliger Dunkelheit das Meer erkunden ist mitunter das Spannendste, was ich jemals gemacht habe. Immer auf der Suche nach schlafenden Schildkröten oder roten bzw. grünen Augenpaaren. Rote Augenpaare gehören normalen Fischen, grüne den Haien. Ja, Haie. Die gibt es am Great Barrier Reef. Drei grüne Augenpaare sehen wir in völliger Dunkelheit die Tauchergruppe umkreisen, während wir uns fast blind durch das Wasser bewegen. Schwach aber dennoch deutlich erkennbar erscheinen die etwa zwei Meter großen Haie, als ich mit meiner Unterwasserlampe auf sie leuchte: Atemberaubend!
Nach diesen wundervollen und impressionsreichen Tagen lassen wir uns Abends erschöpft auf dem Deck nieder. Zehn Tauchgänge über drei Tage von sechs Uhr morgens bis neun Uhr Abends sind ungemein anstrengend und so sitzen wir schweigend, zufrieden und auch glücklich dort, während die Sonne über Australien untergeht. Ich bin angekommen.
Sehr schöner Text, unglaublich schöne Bilder und ein spannendes Thema. Wir sind in Perth und hoffen trotz Corona noch irgendwann an diesen schönen Ort zu kommen.