Unmenschlich früh steigen wir am frühen Morgen in den Reisebus zur Küste. Vietnam ist ein sehr dünnes aber umso längeres Land und so müssen große Distanzen zurückgelegt werden und das geht eben nur, wenn man die Tageszeiten maximal ausnutzt. Ich ergattere mir drei Sitze und kann so noch das ein oder andere Stündchen während der holprigen vierstündigen Fahrt schlafen. Nach einem kurzen Halt bei einer Werkstatt für benachteiligte Kinder und deren angrenzendem beeindruckenden Shop kommen wir am frühen Mittag in Ha Long an. Dort geht es auch gleich auf unser Schiffchen. Mit einem kleinen Tenderboot werden wir sogleich mitsamt Schutzwesten zu der Dschunke gefahren. Zugegebenermaßen hatte ich sie mir etwas rustikaler und älter vorgestellt, sie gleicht eher einem schwimmendem Sternehotel mit Klimaanlage, privater Dusche, Fernseher, eigenem Sonnendeck, Restaurant und Bar. Wir sind fünfzehn Leute und haben knapp zehn Mann Besatzung mehr oder weniger zu unserer Verfügung. Das ist zwar kein Backpacking und auch sicherlich nicht althergebracht, aber nun gut: In der Not frisst der Teufel Fliegen, man nimmt was kommt, man will ja nicht zimperlich sein, da muss ich dann wohl durch…
Angekommen, Zimmer bezogen, dekadente Dusche genommen, entspannt und auf gehts an Deck, es muss ja schließlich noch gegessen werden… Aber auch hier ist es nicht mit einer simplen Mahlzeit getan: Die Küche fährt auf, was das Land zu bieten hat und im Minutentakt werden die Gänge gewechselt, ich komme schon gar nicht mehr mit, es sind sicherlich ein Dutzend oder mehr. Schnabulierend sitze ich da und frage mich, welcher Gott in welcher Küche auf diesem winzigen Schiff es schafft, dieses perfekte Essen in der Menge und Geschwindigkeit zuzubereiten. Ich habe es in der Vergangenheit schon oft getan aber ich werde nicht müde, Loblieder auf die asiatische Küche loszulassen und die Vietnamesische ist bisher mit Abstand die Beste!
Nach einem ausgedehnten Fresskoma flätzen wir uns allesamt auf das Sonnendeck. Es ist das erste Mal, seitdem wir in Vietnam zusammengekommen sind, dass wir ein wenig Zeit zum Entspannen und Rasten haben und so geht jeder dem nach, was er zum Regenerieren braucht. Die Einen lassen sich bei Bier oder Wein nieder, die Anderen verschwinden in Zweisamkeit in ihre Kabinen oder lassen sich in der endlich wieder scheinenden Sonne ein wenig Farbe verpassen. Ich selbst sinke erschöpft in eine der Liegen und öffne mit Entzücken die Verpackung meines Australien-Reiseführers. Schon jetzt freue ich mich wahnsinnig auf mein überübernächstes Ziel, in weniger als drei Wochen werde ich dort sein. Zuvor darf ich aber noch einige Tage Vietnam, Malaysia und Singapur besuchen: Das Leben kann so schön sein.
Die Ha Long Bucht
Die mit 1500 Quadratkilometern einfach unvorstellbar große Ha Long Bucht besteht aus knapp zweitausend Inseln und skurril anmutenden Kalkfelsen. Wer sich also eine kleine Bucht vorgestellt hat, wird enttäuscht. Das Areal ist wirklich riesig! Auf den bis zu dreihundert Metern hohen bewachsenen Felsen über dem smaragdgrünen Wasser ist auch vom Schiff aus eine reichhaltige Tierwelt zu beobachten. Wir sehen eine unglaubliche Vielfalt von wilden Affen und Vögeln an Land, Schildkröten, Krabben und Fische im Wasser. Die herrschende Ruhe lässt diese Gegend nur noch anmutiger wirken, beeindruckend!
Wir wollen uns selbst ein Bild machen und so lassen wir einen schwimmenden Händler mit Kajaks zu unserem Schiff vorfahren, steigen in die Boote und halten auf die Inseln zu. Es geht durch Tropfsteinhöhlen und Unterwassercanyons, vorbei an kämpfenden Affen und flüchtenden Krabben. Ohne einen Schiffsmotor ist es noch einmal deutlich ruhiger und als auch die Paddel versiegen und wir uns von der leichten Strömung treiben lassen, herrscht eine Seelenruhe.
Und während wir nass aber zufrieden auf unser Schiff steigen, dringt bereits ein unwiederstehlicher Geruch aus der Schiffsküche. Ich tue was ich kann um meiner Essenspflicht gerecht zu werden und springe schnell unter die heiße Dusche, nehme am gedeckten Tisch platz, lasse den Blick gen Horizont auf den wundervollen Sonnenuntergang schweifen und hebe die silberne Glocke über meinem Teller.
Hey wie hieß denn das Schiff auf dem du warst?
Liebe Grüße