Schon im Vorfeld hat man uns gesagt: Silicon Valley? Das ist nicht spektakulär, da werdet ihr nichts verpassen. Na das kann vielleicht sein, aber wer mich kennt, der weiß, wie ich meine Brötchen verdiene: Mit Programmieren. Was also für den Moslem die Hadsch, für den Juden die Klagemauer, ist für den Nerd nun mal eben das Silicon Valley: Einmal im Leben sollte man da gewesen sein. So nah am Pulsschlag der Welt zu sein und nicht einmal einen kleinen Blick hineingeworfen haben? Nein, das würde ich mir niemals verzeihen können! Was Apple, Google, Facebook, Tesla und Konsorten von diesem Fleckchen Erde aus erreicht haben, ist in der Geschichte unerreicht und prägt unser aller Leben täglich. Für mich das eigentliche Machtzentrum der Welt.
Raus aus der Senke, rein in die Sonne
Nach unseren drei ersten Tagen in San Francisco haben wir uns am Flughafen einen Mietwagen geschnappt. Für 420,00 USD (ca. 378,38 Euro) wird uns der geräumige Nissan Sentra in den kommenden siebzehn Tagen durch Kalifornien kutschieren. Nach nur wenigen Minuten, die wir brauchen, um aus der Senke von San Francisco hinauszufahren, verbessert sich das Wetter merklich und das Thermometer klettert fluchs über die Dreißig-Grad-Marke. Jetzt verstehen auch wir endlich, warum man Kalifornien den Sunshine State nennt. Bisher hatten wir davon nämlich nicht allzu viel mitbekommen.
Nach etwa einer Stunde Fahrt erreichen wir das Silicon Valley. Zuallererst einmal ist es kein wirklich sichtbares Valley (engl. Tal) im eigentlichen Sinne, sondern eher eine dann doch ziemlich ebene Fläche von aneinandergereihten Städten: Cupertino, Mountain View, Palo Alto, Sunnyvale, Sacramento und wie sie alle heißen gehen quasi fließend ineinander über und machen das Valley zu einer Metropolregion. Mir als NRWler kommt das natürlich mehr als bekannt vor, zeigt aber auch, dass es verdammt sportlich ist, das Valley an einem Tag abzugrasen. Und weil wir eben nur begrenzt Zeit haben, beschränken wir uns auf Cupertino (Apple) und Mountain View (Google). Facebook und Tesla in Palo Alto sind uns für diesen Tag zu weit weg und sind leider nur schwer vereinbar mit unserer Route.
Erster Stop: Apple
Unser erster Stop ist Apple in Cupertino. Für uns beide als Apple-Intensivnutzer natürlich ein absolutes Muss. Gleich vorweg: Den brandneuen Apple Park, der gerade auch in den Medien in aller Munde ist, konnten wir leider nicht besuchen, er ist schlichtweg noch nicht eröffnet. Auch ein guter Fotospot ließ sich leider nicht finden, wir haben sogar bei den Bauarbeitern nachgefragt. Nur so viel: Das Ding ist gigantisch und selbst aus ca. 50 Metern Entfernung (näher kamen wir nicht ran) extrem beeindruckend. Eine Armada von Gärtnern hat bei unserer Vorbeifahrt unendlich viele Pflanzen und Bäume rund um Apples neuen Firmensitz eingepflanzt. Unser Weg führte uns also in der Konsequenz zu Apples aktuellem Firmensitz, dem Infinite Loop.
Den kennt der ein oder andere vielleicht aus irgendwelchen TV-Dokus, sonderlich spektakulär ist er allerdings nicht. Bei Betreten hat uns die Apple-Security freundlich aus dem Gebäude hinauschauffiert, der Eintritt sei nur für Mitarbeiter gestattet. Man hat uns dann an den nebenanliegenden AppleStore verwiesen. Na den haben wir dann auch gleich einmal besucht. In allererster Linie ist er verdammt klein, überlaufen und leider auch ziemlich unspektakulär. Selbst die Stores in Deutschland sind um einiges größer als derjenige im aktuellen Firmensitz. Ein bisschen nerdig wurde es dann aber doch noch, denn der Store verkauft als einziger AppleStore auf der Welt Merchandise-Artikel mit dem Apfel drauf. Die Auswahl ist auch hier eher beschränkt:
- Apple T-Shirts: 35,00 USD (ca. 31,53 Euro)
- Apple Tassen: 19,00 USD (ca. 17,12 Euro)
- Apple Thermoskannen: 35,00 USD (ca. 31,53 Euro)
- Apple Notizbücher: 15,00 USD (ca. 13,51 Euro)
- Apple Kugelschreiber: 35,00 USD (ca. 31,53 Euro)
Die Kugelschreiber sind stylisch und extrem hochwertig, ich kann nicht widerstehen und nehme mir einen mit. Cosi ist von den Tassen angetan und greift ebenfalls zu. Steuern sind in US-amerikanische Preisen übrigens nie mit inbegriffen und so verlassen wir den Store mit einer 65,00 USD (ca. 58,56 Euro) Rechnung für einen Stift und eine Tasse… Das muss Markenliebe sein.
Bevor es für uns weitergeht, nehmen wir noch eine ganz besondere Adresse mit: 2066 Crist Drive. Die Nerds unter euch werden vermutlich wissen, was an diesem kleinen und extrem unscheinbaren Häuschen so besonders ist: Hier, in dieser Garage hat Steve Jobs zusammen mit seinem Kumpel Steve Wozniak vor knapp 40 Jahren den ersten Mac zusammengebaut. Hier entstand Apple. Vor allem aber ging von dieser unscheinbaren Garage eine Revolution aus, die unsere Welt so vernetzt und damit zusammengebracht hat, wie sie heute ist. Gefühlt ist sie durch die Entwicklungen, die hier ihren Anfang nahmen, verdammt klein geworden. Wer jetzt in diesem denkwürdigen Haus wohnt, kann ich nicht sagen, allerdings scheint er von Touristen ziemlich genervt zu sein, heruntergelassene Rollos und Warnschilder zeugen jedenfalls davon.
Nächster Halt: Google-Campus
Auch wenn mein Nerdherz dann doch eher für den angebissenen Apfel schlägt, muss ein Besuch bei der Konkurrenz auch sein. Der weltbekannten Google Campus im benachbarten Mountain View ist unser nächstes Ziel. Nach etwa zwanzig Minuten Stop and Go (Es herrscht verdammt viel Verkehr in Cupertino und Mountain View) erreichen wir Googles Reich. Doch wo fangen wir an? An nahezu jedem Gebäude in dieser Stadt prangt in irgendeiner Form das Google-Logo, ganz Mountain View scheint daraus zu bestehen. Genial: An allen Gebäuden stehen frei verfügbare Fahrräder in den Google-Farben herum, die jedermann benutzen kann, um zwischen den Gebäuden hin- und herzufahren. Also Auto abgestellt und bei perfekten 26 Grad und wolkenlosem Himmel aufs Rad geschwungen.
Unser Ziel ist das Herz des Konzerns, der sogenannte Googleplex. Google gilt als einer der besten und beliebtesten Arbeitgeber der Welt und schon hier im öffentlichen Bereich des gigantischen Campus merkt man das: Überall stehen Liegestühle herum, spielen Mitarbeiter Volleyball, kickern in der Sonne oder genehmigen sich Getränke an einer der zahlreichen Bars. Alles ist voller Bäume, und hoher Gräser. Es weht ein leichter Wind und man könnte glatt denken, man sei am Strand und nicht im Herzen des mächtigsten Unternehmens der Erde gelandet. Der Google Campus gefällt uns deutlich, deutlich besser, als der Hauptsitz von Apple. Der Vergleich hinkt natürlich derzeit, da Apple in Kürze seinen neuen Firmensitz eröffnen wird.
Gleich um die Ecke findet sich dann auch der Google Merchandise Store. Auch hier gibt es exklusive Google-Artikel zu kaufen, allerdings mit deutlich mehr Auswahl als es bei Apple der Fall war. Und zu deutlich günstigeren Preisen. Google halt. Mein Entwicklerherz schlägt insbesondere beim Sitzsack in Form des Google Browsers Chrome höher. Leider gehört ausgerechnet dieses Stück zum Interieur und ist nicht verkäuflich, ich hätte es mir glatt nach Hause geschickt.
Ein besonderes Highlight ist der Android Skulpturenpark gleich neben dem Store. Vielleicht hat der eine oder andere ja schon einmal dieses kleine grüne Roboterchen gesehen. Es hört auf den Namen Dr. Oid (na, wer checkt das Wortspiel?) und ist das Maskottchen von Android, dem verbreitetsten Smartphone-Betriebssystem der Welt. Alle Android-Versionen sind nach Süßigkeiten benannt und folgen dem ABC. Die letzten Versionen hießen so beispielsweise KitKat, Lollypop, Marshmallow, Nougat und aktuell Oreo. Der Android Skulpturenpark ehrt die Versionen mit jeweils einer Statue von Dr. Oid in Aktion mit der jeweiligen Süßigkeit. Eine tolle, niedliche und sehr fotogene Idee:
Die Sonne steht schon tief am Horizont und wir beschließen, in unser Hotel zu fahren. Dieses verhältnismäßig günstige aber wirklich sehr gute Hotel im Silicon Valley möchten wir jedem Besucher noch ans Herz legen. Der Tag unseres Besuchs im Silicon Valley neigt sich dem Ende. Meine kleine Pilgerfahrt, die ich mir so sehr gewünscht hatte, ist vollbracht. Auch Cosi hat es deutlich besser gefallen, als gedacht: Gerade Googles Campus ist nämlich auch für Nicht-Nerds sehr sehenswert. Viel mehr als einen Tag braucht man im Silicon Valley aber nicht zu investieren. Wir jedenfalls liegen nun erschöpft aber glücklich auf unseren Hotelbetten in unserem (Gott sei Dank) klimatisierten Zimmer, schreiben Postkarten mit einem Apple-Kugelschreiber und trinken einen frisch gebrühten Kaffee aus einem Apple Becher. Die Google Frisbee wartet im Rucksack auf ihren ersten Strandeinsatz. Der kommt ganz bald!
Hallo Ihr Beiden,
ich denke es ist angebracht sich zu Duzen, schließlich seid Ihr in Nordamerika und ich darf euch folgen.
Habe gespannt von eurer Ankunft und euren Erkenntnissen von San Fransico gelesen sowie die Details über das Silicon Valley. Wäre da nicht dieser Präsident, würde ich gerne euren Tipps folgen.
Was esst Ihr so den ganzen Tag?
Gruß Peter Paul