Wenn du, wie wir, auf dem Weg von Bergen, Oslo oder generell Südnorwegen bist, solltest du in jedem Fall zum Jostedalsbreen Nationalpark fahren. Er liegt rund 300 Kilometer nördlich von Bergen am Nordfjord und beherbergt den Jostedalsbreen, den größten Gletscher auf europäischem Festland, mit einer Länge von unglaublichen 40 Kilometern. Der Nordfjord ist ganze 106 Kilometer lang und trifft an seinem Ende auf die Ortschaften Stryn, Loen und Olden. In der gesamten Region gibt es einiges zu entdecken, sodass wir uns entscheiden, insgesamt drei Tage zu bleiben.
Touristisch erschlossen ist vor allem der Gletscherarm Briksdalsbreen. Er ist dadurch sehr einfach zu bewandern und eignet sich für Touristen jeden Alters. Wenn man sowieso in der Ecke ist, sollte man ihn in jedem Fall anschauen. Etwas interessanter und weniger touristisch ist allerdings der Brenndalsbreen, der ebenfalls in der Nähe von Olden liegt und nur durch eine anspruchsvollere Wanderung zu erreichen ist. Auch die Seen Lovatnet und Oldevatnet sind definitiv einen Besuch wert.
Wanderung zum Briksdalsbreen
Die Wanderung zum Briksdalsbreen startet an einem großen Parkplatz am Ende der Straße aus Olden, hier halten auch die Reisebusse der Kreuzfahrttouristen. Am besten schaust du vorher, wann die Kreuzfahrtschiffe in Olden anliegen, um dem größten Andrang fotowütiger Jogginghosenträger zu entgehen. Außerdem haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Busfahrer nicht sehr rücksichtsvoll sind und einem auf der schmalen Straße gern viel zu schnell (!) entgegenkommen. Hast du also einen etwas größeren Camper oder Auto, ist dies ein weiterer Grund, einen Tag ohne Kreuzfahrtschiffe auszuwählen.
Der Wanderweg besteht größtenteils aus festem Kies, teilweise geht es einige Stufen herauf, es gibt aber immer barrierefreie Alternativen. Die komplette Route ist mit 45 Minuten Fußweg angegeben, das passte für uns trotz Fotostops auch ganz gut. Auf dem Weg liegt ein treppenartiger und ganz schöner Wasserfall, sowie mehrere Punkte von denen Bilder gemacht werden können.
Wir empfehlen dir, direkt morgens die Wanderung zu starten, damit du vor den Massen am Gletscher ankommst. Gegen 9 Uhr sind wir gestartet, gegen 10 Uhr wurde es oben bereits richtig voll. Alternativ kannst du sicherlich auch gut am späten Nachmittag nach oben wandern, wir wollten den Rest des Tages aber lieber am See Oldevatnet ausklingen lassen.
Neben der Möglichkeit zu Wandern, kannst du auch mit einem „Trollcar“ nach oben fahren und dir den Fussweg sparen. Allerdings fährt das Trollcar nicht direkt bis zum Gletscher und du müsstest die restlichen zehn Minuten dennoch laufen. Aus unserer Sicht deshalb und generell aufgrund der Länge und Leichtigkeit der Wanderung etwas unsinnig.
Insgesamt ist die Wanderung sehr touristisch. Es gibt Schilder mit Hashtags für Instagram und sogar eine Schaukel für die perfekten Instagram-Bilder… Der Gletscher selbst ist aus unserer Sicht relativ unspektakulär, da man nicht bis an das Eis herankommt. Möglicherweise lag es aber auch daran, dass wir im August da waren und im Sommer ein Teil des Gletschers geschmolzen ist. Wenn du aber sowieso in der Ecke bist, kannst du dir aus unserer Sicht den Vormittag oder Nachmittag für die Wanderung Zeit nehmen.
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Eine Schaukel für das perfekte Instagram Bild… -
…und die Schilder markieren, wo man fotografieren soll
Wanderung zum Brenndalsbreen
Im Gegensatz zum Briksdalsbreen ist die Wanderung zum Brenndalsbreen tatsächlich eine „richtige“ Wanderung und auch deutlich untouristischer. Der Startpunkt befindet sich an einem kleinen Parkplatz etwa zwei Kilometer vor dem Parkplatz des Briksdalsbreen. Der Parkplatz kostet 50,00 NOK (ca. 4,91 Euro) und der nette Besitzer lud uns sogar ein, über Nacht dort stehen zu bleiben. Der Parkplatz gehört zu einer Anlage mit kleinen Ferienhäuschen, ist aber kein Campingplatz an sich.
Die Wanderung startet hinter der Rezeption der kleinen Anlage zunächst recht steil auf einem festen Weg in engen Serpentinen den Berg hinauf. Nach etwa 45 Minuten erreichst du eine kleine Hütte, von wo du bereits einen ersten Blick auf den Brenndalsbreen erhaschen kannst. In die andere Richtung schaust du tief hinunter ins Oldental.
Nach einer kleinen Pause an der Hütte musst du dich entscheiden, ob du entweder nur zu einem Aussichtspunkt wandern möchtest, von wo aus man den Brenndalsbreen und auch einen Wasserfall sehr schön sehen kann oder ob du bis zum Gletscher selbst laufen möchtest. Entscheidest du dich für Ersteres, musst du dich auf der rechten Seite des Flusses halten und wanderst etwa 45 Minuten auf flachem Gelände durch den Wald bis zum Aussichtspunkt.
Möchtest du bis zum Gletscher selbst gehen, solltest du definitiv gute Wanderschuhe tragen, denn es muss ein ganzes Stück geklettert werden. Ab der besagten Hütte wandert man locker 1,5 Stunden, insbesondere da der Weg nicht immer leicht zu finden ist. Nach der Hütte musst du versuchen dich links zu halten und nach einigen hundert Metern über eine kleine Holzbrücke gehen. Dort findest du dann ein recht unscheinbares Holzschild, dass dir den Weg zum Gletscher weist.
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Die Brücke… -
…und das Schild musst du suchen, um den Wanderweg zu finden
Auch hier wanderst du zunächst ein gutes Stück recht eben durch den Wald immer entlang des Flusses, quasi parallel zum Weg auf der gegenüberliegenden Flussseite. Nach einiger Zeit durchbrichst du die Baumgrenze und der Weg wird felsig und schnell immer steiler. Teilweise ist es tatsächlich nicht sehr leicht die Felsen heraufzuklettern, weshalb wir die Wanderung auf keinen Fall bei Regen empfehlen würden.
Nach etwa 1,5 Stunden erreichst du dann den Fuß des Brenndalsbreen. Bei uns war der untere Teil des Gletschers mit recht viel Geröll bedeckt, sodass wir ihn anfangs gar nicht als Gletscher wahrgenommen haben, vor allem durch seine gräuliche Färbung. Je dichter du kommst, desto eher siehst du auch, wie beeindruckend groß er wirklich ist.
Auch wenn die Wanderung durch das viele Klettern recht anstrengend ist und es nicht immer leicht war den Weg zu finden, hat sie uns doch sehr gut gefallen. Wir waren den Großteil der Zeit komplett allein unterwegs und haben die Ruhe und die Natur sehr genossen!
Bootstour und Übernachtung am See Oldevatnet
Übernachtet haben wir am Nordfjord ausnahmsweise mal auf einem Campingplatz. Ab und zu Heißwasser und Duschen, das muss einfach sein. Rund um den See Oldevatnet gibt es immer wieder kleine Parkbuchten, in denen du super mit deinem Van stehen kannst. In jedem Fall würden wir empfehlen, am wunderschön türkisen See Oldevatnet (Bilder sind nicht bearbeitet!) zu stehen, statt weiter oben auf dem deutlich kühleren Berg. Wir haben auf dem Campingplatz Gryta übernachtet, da er sehr weitläufig ist und direkt am See liegt. Da wir nicht auf Landstrom angewiesen sind, konnten wir uns den schönsten Platz ganz am Rand aussuchen und standen dort nahezu allein.
Für die Übernachtung haben wir 260,00 NOK (ca. 25,52 Euro) bezahlt, duschen kostete 10,00 NOK (ca. 0,98 Euro) extra. Auf dem Campingplatz stehen dir diverse Boote, wie ein Tretboot, Kanus, Ruderboote und SUPs kostenlos zur Verfügung. Eine gute Gelegenheit also, um den Gletscher und auch die gesamte Landschaft vom Wasser aus anzuschauen. Marius hat sich sogar getraut, schwimmen zu gehen, das Wasser ist aufgrund des Gletscherwassers nämlich tatsächlich im wahrsten Sinne des Wortes eiskalt.
Sicherlich hat uns der Ausflug zum Nordfjord vor allem auch wegen des unglaublich guten Wetters gefallen. Doch auch generell ist hier die Natur aus unserer Sicht sinnbildlich für die Schönheit Norwegens.