Nach den guten Erfahrungen mit Airbnb in Byron Bay haben wir kurzerhand beschlossen, in Sydney erneut zu Einheimischen zu ziehen. Eine Woche haben wir uns bei Cameron, Katrina und ihrem Mitbewohner Reuben eingemietet. Schon als Cameron uns die Türe öffnet wird mir klar: Das wird eine heitere Woche! Nach einer dreizehnstündigen Busfahrt steht aber erst einmal eines an: Schlafen!
Unser Zimmer im Obergeschoss ist geräumig, sauber und hell. Direkt angrenzend haben wir ein eigenes Bad wie es aus jedem Hotelkatalog stammen könnte. Direkt im Anschluss an Bad und Zimmer steht eine gemütliche Couch mit einem großen Fernseher zum Herumlümmeln. Reuben ist begnadeter Downloader und so steht uns eine schiere Unmenge an aktuellen Filmen und Serien zur Verfügung.
Diese Auswahl nutzen wir allerdings nicht, wir sind ja schließlich nicht zum Fernsehen hier. Im Untergeschoss schließt sich eine moderne und voll ausgestattete Küche mit angrenzendem Esszimmer und Hinterhof mitsamt BBQ Grill an.
Über die Woche wachsen uns die drei, besonders aber Cameron und Katrina, unglaublich ans Herz. Wir werden zum Essen eingeladen, bekocht und mit Bier (endlich wieder Alkohol!) versorgt, wir lachen ohne Pause, lernen jede Menge über Australien und lehren jede Menge über Deutschland und Österreich. Melbourne droht schon jetzt in meinem Vergleich in die Röhre zu gucken, denn es hat weder Cam noch Trina. Sie werden mit das Beste sein, was ich aus Sydney mitnehmen werde, zwei ganz ganz wundervolle Menschen! Und schon jetzt steht für uns fest: Ich werde bei meinen zwei weiteren Besuchen in Sydney nächstes Jahr definitiv wieder bei Cam und Trina übernachten, diesmal aber nicht als zahlender Besucher sondern als Freund.
Nach drei Tagen mit ausgesprochen fiesem Regenwetter aber wunderbarer Gesellschaft geht es am vierten Tag dann für Kerstin und mich auch endlich hinaus auf die Straße. Wir wohnen in Sydneys Stadtteil Paddington. Das ist einer der wohlhabenderen Bezirke der Stadt und das will in Sydney wahrlich was heißen. Unter 1500,- Euro im Monat gibt es hier nicht mal eine heruntergekommene Studentenbude. Kein Wunder, denn diese Gegend hier ist an Charme und Gemütlichkeit wirklich schwer zu überbieten, ich kenne bisher nichts Vergleichbares. Es reihen sich kleine urige Häuser im viktorianischen Stil aneinander, gelegentlich unterbrochen von niedlichen Cafes oder Lebensmittelmärkten. Das ganze hat den Charme eines gehobenen Londoner Vorortes, allerdings mit jeder Menge Sonne!
Auf Touristenroute in Sydney
Weiter geht es zum Sydney Harbour. Es warten die Touristenattraktionen Opera House, Harbour Bridge und der Royal Botanical Garden auf uns. Viel zu sagen gibt es dazu nicht. Tausend mal gesehen, nichts Neues. Wie bei allen Attraktionen muss man aber dennoch mal dort gewesen sein und schön sind sie ja dennoch!
Im Botanischen Garten dann passiert, was passieren musste. Bisher habe ich diese Anekdote meiner Australien-Reise noch nicht erzählt, aber jetzt muss sie einfach erzählt werden: Einst auf einer Düne in Rainbow Beach kennengelernt, in Noosa und auch in Byron Bay wiedergetroffen, läuft uns hier in der Millionenstadt Sydney der unterhaltsame und quirlige typische Bilderbuchdeutsche Rucksackreisende Lars über den Weg. Wir unterhalten uns angeregt und stellen erneut fest: Die Welt ist klein und Australien ist kleiner. Lars verdient es, hier und jetzt verewigt zu werden! Vielleicht sieht man sich ja eines Tages in Deutschland oder irgendwo anders auf dieser blauen Kugel wieder…
Begleitet von in Sydney allgegenwärtigen Möwen schlendern wir zurück zum Opera House. Die Sonne ist herausgekommen und wir wollen es –wenn denn schon mal in Sydney– den Trillionen asiatischen Touristen gleichtun und vor Sydneys Wahrzeichen mal so richtig Tourist sein und ein paar "Ich war hier"-Fotos schießen. Wie kreativ… Auf dem Weg zurück fällt uns auf, wie wahnsinnig sportlich diese Stadt ist. Noch nie habe ich auf einem Fleck derart viele Menschen die verschiedensten Sportarten treiben sehen. So viele sind es, dass die Gehwege wie eine Straße mit Linien, Markierungen und manchmal sogar Hinweisen wie "Hier bitte langsam rennen" oder "Bitte nicht überholen" versehen sind. Das hätte ich eher einer deutschen Kommune zugerechnet.
Und dann kommt der große Pluspunkt: Sydneys Strände. Noch nie zuvor bis heute habe ich eine Großstadt mit Stränden erlebt. Und ich hatte nicht erwartet, dass man inmitten der Stadt solch schöne Natur, solch klares Wasser und ja, sogar eine erstaunliche Ruhe vorfinden kann. Ich erwartete überlaufene Partystrände mit Menschenreihen, überteuerten Sonnenschirmen und dämlichen surfenden Angebern. Letzteres durfte ich zwar auch erleben aber davon mal abgesehen sind Sydneys Stände ein wahrer Ort der Erholung und Entspannung.
Leben in einer Großstadt und dann auch noch direkt am Meer? Das klingt perfekt für mich. In der Tat male ich mir im Kopf schon aus, dass ich vielleicht irgendwann mal das Glück habe, in dieser Stadt leben zu können. Man nehme Miamis Skyline, Spaniens Wetter, Griechische Strände, Londoner Architektur, Asiatische Gastfreundschaft und vielleicht noch einen Schuss skandinavische Lebensqualität. Heraus kommt ein genialer Mix aus Schönheit, Lebensfreude und Offenherzigkeit gegen den es jede andere Stadt auf der Welt wohl schwer haben wird. Heraus kommt: Sydney!