Israel: Kaum ein Reiseziel habe ich im Vorfeld mit so viel Spannung erwartet! In der heutigen Zeit bin ich zunehmend vorsichtig geworden, was Wahrheiten aus Nachrichten und dem Flurfunk sozialer Netzwerke angeht und deshalb habe ich für Israel (genau wie schon für meine Reise nach Russland) entschieden, mir selbst ein Bild zu machen. Die Reaktionen meiner Freunde und Familie, als ich sagte, ich würde nach Israel fliegen, waren erschreckend: Kaum ein Land ruft eine derartige Panikreaktion in den Köpfen der Menschen hervor, wenn es um sicheres Reisen geht, wie Israel. Als wäre es das neue Nordkorea… Gleich vorweg: Ich bin natürlich kein Sicherheitsexperte und die Situation im nahen Osten kann sich heute mehr denn je fast täglich ändern. Für aktuelle Sicherheitshinweise zu Israel lege ich dir die Seiten des auswärtigen Amtes nahe. Aber auch hier sei gesagt: Wenn es nach den Miesepetern im Amt geht, dann ist wahrscheinlich sogar der Vatikan ein gefährliches Pflaster: Warnen ist schließlich ihr Job.
Ich habe mir eine Menge Fragen gestellt und bin auch mit dem einen oder anderen Vorurteil nach Israel gestartet und musste nach meiner Reise feststellen, dass sich sehr viel als unbegründet herausgestellt hat. Die drängendsten Fragen, die ich mir gestellt habe, möchte ich dir hier beantworten:
Ist Israel sicher?
Impulsantwort: Ja! Allerdings ist Israel nicht Israel. Ich glaube es sollte klar sein, dass es gerade in Israel Gebiete gibt, in denen man sich als Tourist einmal aus Sicherheitsgründen und auch aus Anstand nicht unbedingt aufhalten sollte. Insbesondere die Grenzregionen nach Ägypten und Syrien und den Gaza-Streifen solltest du meiden. Das Westjordanland wiederum kannst du besuchen, solltest dich nur darauf gefasst machen, dass man dich bei der Ausreise gegebenenfalls einer genaueren Befragung unterziehen wird. Das tut aber nicht weh.
Grundsätzlich habe ich ganz erstaunliche Erfahrungen in Israel gemacht und ich muss ganz ehrlich sagen: Ich habe mich noch nie in einem Land sicherer gefühlt, als in Israel. Auch nicht in Deutschland. Das mag als Außenstehender etwas seltsam klingen, aber die Sicherheitsapparate in Israel funktionieren tadellos, Polizei ist omnipräsent und auch die Bevölkerung ist entspannt, freundlich und herzlich. Sehr sogar! Auch öffentliche Verkehrsmittel kannst du bedenkenlos benutzen. Sicherheitsbeamte mit Körperscannern stehen landesweit vor Einkaufshäusern, Markthallen und Bus- oder Bahnstationen, sodass du hier und da schon einmal etwas anstehen musst. Dafür gibt es dir aber dann noch mal ein besonderes Gefühl der Sicherheit.
Wie läuft die Einreise und Ausreise in Israel ab?
Du brauchst für Israel kein Visum, sondern kannst einfach mit deinem Reisepass einreisen und bis zu drei Monate im Land bleiben. Die Einreise nach Israel ist berüchtigt, hat sich für uns in der Praxis aber als recht gewöhnlich herausgestellt. Mein Mitreisender hatte einen niegelnagelneuen Reisepass dabei, was bei Grenzbeamten schon einmal für Vorsicht sorgt, denn der könnte ja gefälscht sein. So musste der Arme sich ein halbes Dutzend Fragen bei der Einreise gefallen lassen: "Warum sind Sie hier? Wo werden Sie sich aufhalten? Kennen Sie jemanden in Israel? Wenn ja, woher kennen Sie sich?" Und und und… Aber es war nichts Wildes dabei. Bei der Ausreise hingegen sind wir interessanterweise komplett auseinandergenommen worden: Unsere Taschen wurden vollständig ausgeräumt und nach Sprengstoffen, Drogen und verbotenen Substanzen untersucht. Selbst die Deckel haben sie von den Objektiven der Kamera geschraubt um hineinzugucken und am Ende durften wir uns beide dann noch getrennten Interviews von Grenzbeamten unterziehen. Der ganze Prozess hat knapp eine Stunde gedauert, also genügend Zeit mit an den Flughafen bringen! Einen Stempel im Pass gibt es übrigens nicht, nur ein Einreise- und Ausreisekärtchen, die man nicht verlieren sollte!
Wie weit komme ich mit Englisch in Israel?
So lala. Tel Aviv z.B. ist eine sehr junge und moderne Stadt, da kann man sich mit Englisch sehr gut durchschlagen. Auch in Jerusalem klappt das noch halbwegs, abseits der Touristenpfade aber kann es schon mal ein wenig schwierig werden. Zumal die hebräischen Schriftzeichen mit unseren ja leider so gar nichts gemein haben, sodass du wirklich nicht sicher sein kannst, was du da gerade bestellst oder was auf dem nächsten Schild steht. Aber das gute alte "Mit-Händen-und-Füßen"-Kommunizieren klappt auch in Israel hervorragend und ein Toilettenzeichen ist überall auch ein Toilettenzeichen, oder nicht?
Wie sensibel muss ich das Thema "Israelis und Palästinenser" behandeln?
Auch das kommt absolut darauf an, wo du dich aufhältst und mit wem du redest. Im Zweifel ist natürlich Zurückhaltung angebracht: Politisch äußern kann in vielen Ländern der Welt schon mal böse nach hinten losgehen. Wir haben einen Freund in Tel Aviv besucht, der in etwa in unserem Alter und äußerst liberal war. Er war Israeli und sein bester Freund Palästinenser. Über die angespannte Situation im Land haben sich beide eigentlich eher lustig gemacht als sich betrübt gezeigt und auch in Tel Aviv selbst merkt man absolut keine Unterschiede zwischen diesen beiden Bevölkerungsgruppen. Sie waren eher erstaunt, welches Bild wir in Deutschland durch die Medienlandschaft vermittelt bekommen. Aber wie gesagt: Im Zweifel nicht dazu äußern.
Gibt es wirklich so viele Soldaten in Israel?
Ja. Es gibt kaum einen Israeli (ob männlich oder weiblich), der nicht im Militär gedient hat oder noch dient. Soldaten sind stolz auf ihren Beruf und genießen höchste Anerkennung im Land. Aus geopolitischer Sicht haben Israelis verständlicherweise ein starkes Verlangen nach Sicherheit. Und so sieht man Soldaten überall und jederzeit. Entweder im Dienst mit Waffe oder ohne Waffe aber dennoch in Uniform. Wie gesagt: Man ist stolz. Das ist am Anfang ein wenig verstörend, man gewöhnt sich aber sehr schnell dran und spätestens wenn man merkt, wie locker eigentlich auch diese Soldaten drauf sind, ist das mulmige Gefühl recht schnell verflogen.
Wie muss ich mich vor Ort verhalten?
Wie heißt es so schön? "When in Rome, do as the Romans do." Und das gilt natürlich auch in Israel. Du wirst schnell merken, was für ein herzliches, offenes Land Israel ist. Vor allem aber ist es erstaunlich westlich eingestellt und so kannst du dich verhalten wie du es in Deutschland auch solltest: Offen, freundlich und mit dem notwendigen Respekt. Israel ist ein Schmelztiegel der Weltreligionen und Religion ist allgegenwärtig aber während meiner Zeit dort hatte ich niemals das Gefühl, mich deshalb sonderlich anders verhalten zu müssen, als Zuhause.
Lieber auf eigene Faust oder doch geführt nach Israel reisen?
Das ist eine gute Frage. Tel Aviv, Haifa, Jerusalem und die anderen größeren Städte des Landes sind sehr liberal, sehr gut angebunden und bestens durch sehr günstige Busverbindungen vernetzt. Israel ist übrigens in etwa so groß wie Hessen. Überrascht? War ich auch. Das Land ist wirklich winzig und man ist auch durch gut ausgebaute Straßen- und Schienennetze extrem schnell unterwegs. Du kannst also problemlos auf eigene Faust losziehen. Sollte es aber zum Beispiel in die Wüsten oder Grenzregionen gehen, empfehle ich auf jeden Fall eine geführte Tour. Ein lokaler Guide ist dann immer ratsam!
Das ist ja mal ein informativer, sorgfältig mit Liebe zum Detail geschriebener Artikel. Vielen Dank! :)