Nach den ersten eher traurigen Surfversuchen im beschaulichen Agnes Water, die mangels wasserfester Kamera unfotografiert geblieben sind –schade aber auch– und einigen sehr schönen Tagen in einem einer riesengroßen Ranch ähnelndem außergewöhnlichen Hostel rollt unser Bus am frühen Morgen in Rainbow Beach ein. Unser Bus, das ist Greyhound. Mit einem Busticket über eine wählbare Strecke (in meinem Falle Cairns nach Melbourne) ist es dem Backpacker möglich, mit beliebig vielen Zwischenstopps bis zu seinem Ziel über einen Zeitraum von drei Monaten nach eigenem Ermessen zu reisen. Einzige Regel: Es gibt kein zurück, der Bus fährt nur in eine Richtung. Das nennt man neudeutsch und englisch "Hop on hop off", da man in jeden Bus in die selbe Richtung ja quasi hereinspringen kann. Das ist eine sehr flexible und angenehme Art zu reisen, bei der man mit vielen Menschen freiwillig und unfreiwillig in Kontakt kommen kann. Die australische Ostküste dürfte der wohl ausgetrampeltste Backpackerpfad der Welt sein und so treffe ich quasi in jedem Ort und in jedem Bus ein Gesicht, welches ich in irgendeinem Ort oder irgendeinem Bus schon einmal gesehen habe. Die Welt ist klein und Australien ist kleiner. Und doch so riesengroß… Und so sind wir nach neun unbequemen Stunden im Bus sehr froh, als ein Zimmer und eine Dusche auf uns wartet. Die Beine ausstrecken und den Rücken wieder geraderücken ist die absolute Genugtuung.
Fraser Island
Fraser Island liegt vor uns, die größte Sandinsel der Welt. Mit einer Fläche von 1840 km² ist sie 124 km lang und durchschnittlich 15 km breit. In der Sprache der Aborigines heißt sie K’gari, was so viel wie „Paradies“ bedeutet. Sie liegt einen Steinwurf vor der australischen Küste und doch muss man mit der Fähre übersetzen. Drei Tage werden wir hier zeltend und jeepfahrend über das Eiland heizen. Straßen gibt es auf der Insel praktisch keine, dafür Sand, Sand und Sand. Vierradantrieb ist Pflicht und die Pisten und Strände dürften das Herz eines jeden Autoliebhabers wahrlich höher schlagen lassen. Wunderbar, dass es Autoliebhaber in unserer Reisegruppe gibt, denn ich bin es nicht und so lassen wir uns lieber fahren, alsdass wir selbst das Steuer ergreifen. Komfortabel ist aber dennoch etwas anderes, denn am Ende dieses Ausfluges sollte ich mit zahlreichen blauen Flecken und Blessuren von der Insel herunterkommen, verursacht durch den geisteskranken Fahrstil unseres liebenswürdigen Tourguides Jimmy. Jimmy ist wohl der schrulligste Australier den man sich vorstellen kann und ein wahres Unikat. Er liebt die Insel, nennt sie "meine Prinzessin", läuft stehts barfuß, hat immer einen Witz auf Lager und redet stehts in der dritten Person von sich: "Jimmy ist nicht normal, Jimmy hast es, wenn Leute ihn normal nennen und Jimmy wird richtig wild, wenn Touristenpack wie ihr es seid Müll hier liegen lasst" Ich sag ja, Jimmy ist ein Unikat. Ihr wollt Jimmy erleben? Hier gehts zu Drop Bear Adventures.
Unsere Zelte schlagen wir an der Ostküste der Insel direkt hinter einer weitläufigen Düne und frontal zur Sonne auf. Etwa zehn Zelte, eine große überdachte Gemeinschaftsstelle, eine Toilette und eine Hängematte sind dort für uns von drei ehrenamtlichen und fleißigen Helferlein aufgebaut worden.
Fraser Island fansziniert. Strände habe ich schon schönere gesehen aber das Inland dieses Naturwunders ist wahrlich einzigartig. Über hunderttausende von Jahren hat sich hier eine einzigartige Flora und Fauna entwickelt. Der Boden besteht eben zu 100% aus Sand und die Tiere und Pflanzen haben sich über die Zeit ihre Wege gesucht um mit den besonderen Umständen zu leben. Mit dem Jeep geht es für uns nun über mehrere Tage zu den verschiedensten Highlights dieses Eilands. Ein dutzend Mal bleibt unser Gefährt auf der "Straße" stecken und muss von uns heldenhaft und mit vollstem Körpereinsatz auf dem wirklich glühend heißen Sand aus demselbigen geschoben werden…
Das faszinierendste an Fraser Island sind allerdings nicht die leider haiverseuchten Strände sondern viel mehr die paradiesischen Süßwasserseen im Inselinneren. Eingeschlossen zwischen milliarden und abermilliarden Tonnen von fast schneeweißem Sand liegen sie dort mit dem klarsten Wasser, das man sich nur vorstellen kann. Es ist so rein, dass man sich mit ihm die Haare waschen kann und weder Shampoo noch Spülung benutzen muss, der Effekt ist der Selbe.
Viele Seen sehen wir in den Tagen aber die Schönheit des Lake McKenzie ist konkurrenzlos. Das Wasser ist glasklar und bei etwa 35 Grad Lufttemperatur und wolkenlosem Himmel mit gnadenloser Sonne erstaunlich und unfassbar angenehm kühl. Der Sand ist so weiß und so weich, dass man ihn nicht mehr loslassen möchte, in den Mund genommen knirscht er nicht einmal zwischen den Zähnen, so zermalen ist er von den abermillionen Jahren Erosion. Alleine an diesem Strand lassen wir uns nieder und genießen die Stille.
Ein wenig abseits bastelt Jimmy an unserem Jeep herum, der hat bei den Temperaturen der Belastung den Geist aufgegeben. Er wird es zwar schaffen, dennoch wird uns noch eine ganze Menge nervtötendes und wirklich anstrengendes Schieben bevorstehen. Wir besichtigen farbenfrohe Canyons, gestrandete Schiffswracks, Regenwälder und endlose Strände, sehen die giftigsten Spinnen der Welt und seltene Seeadler, Strandschildkröten und abertausende Zugvögel. Fraser Island ist ein wunderschöner Schmelztiegel der Natur und einzigartig wie wahrscheinlich nur wenige Flecken auf der Erde. Zwar gibt es zahllose Touristen auf dieser Insel, doch ist sie derart groß, dass sie sich im Großen und Ganzen in der Endlosigkeit verlieren. Und so herrscht hier das liebste meiner Gefühle vor allen anderen vor: Freiheit!
Sieht ja aus wie in Holland! ;-)))) Man wie beneide ich Dich! Tolle Bilder und tolle Berichte! Verfolge Deine Reise mit Neugierde! Ich freue mich, dass es Dir gut geht. ich wünsche Dir noch viele schöne Erlebnisse! D. aus K.