Wenn eine Schönheit die nächste jagt, wird es irgendwann schwer, mit Worten zu beschreiben, dass es eben noch schöner, noch besser, noch atemberaubender geht. Ich warne im Folgenden daher ausdrücklich: Wer Fernweh hat, hört jetzt besser auf zu lesen und vor allem zu gucken. Es wird in den nächsten Wochen wortkarg und bildgewaltig. Denn immer wenn man denkt, das ist jetzt die Krönung, wird es eben noch schöner. Aber schöner als hier? Willkommen in Neuseeland!
Viereinhalb Millionen Menschen, die Einwohnerschaft von Berlin und etwa dreißig Millionen Schafe leben hier auf zwei Inseln mit der Gesamtfläche von Großbritannien. Nicht schwer zu erraten, dass das Land ein sehr Einsames ist. Zum Glück, muss man sagen, denn schon nach wenigen Kilometern raus aus der gemütlichen aber nicht sonderlich erwähnenswerten Hauptstadt Auckland wird es richtig schön. Ich fühle mich sofort an das ferne Irland erinnert nur mit dem Unterschied, dass das Wetter hier zur Abwechslung mal mitzuspielen scheint. Fürs Erste.
Neuseeland zu beschreiben fällt schwer. Auch wenn ich das nach jetzt gerade einmal vier Tagen in diesem Land nicht mal wagen sollte. Der erste Eindruck ist ein Uneindeutiger. Warum? Neuseeland ändert sein Aussehen so schlagartig und ist so vielfältig, dass man es nicht in Worte gießen kann, man muss es sehen oder am besten erleben. Daher führt mich die Erste meiner Etappen nach Paihia oder auch "Bay of Islands" genannt.
Bay of Islands
Noch am ersten Tag geht es mit dem Watching Boat auf das Meer hinaus auf Delfinausschau. Die kleinen verspielten Racker haben mir schon auf dem Great Barrier Reef eine Menge Spaß bereitet. Wie immer haben wir Glück und schon nach wenigen Minuten taucht das erste verspielte Rudel auf. Dass die Tiere bis zu einer Tonne schwer werden und derart viel Kraft haben, dass sie elf Meter hoch springen können, mag man sich auf Grund ihrer Eleganz nicht so recht vorstellen können. Direkt vor unserer Nase springen sie um die Wette, rammen sich in der Luft, spielen mit den Fischen und dem Schiff. Selbst als wir uns ins Wasser begeben, bleiben sie bei uns und spielen mit uns.
Auch das Wasser hier an der Bay of Islands ist ein ganz besonderes. Es schimmert von türkisblauer Farbe und auf meiner gesamten Reise ist mir bisher noch kein derart kristallklares Wasser untergekommen wie es hier an den Stränden liegt. Man kann sich daran überhaupt nicht sattsehen und nach den Tagen der sumpfigen Hafenstrände von Melbourne und den Wochen der Großstädte ist das eine wahre Augenweide, endlich wieder am Meer!
Meine nette Begleitung in diesen Tagen im hohen Norden ist Bryony aus England. Jaaa, es gibt tatsächlich auch nette und liebenswürdige Engländer, man darf sie nur nicht in Rudeln antreffen. Eine Weisheit, die mir sicherlich jeder Backpacker bestätigen kann. Bryony ist hier auf einem Gapyear, einem Pausenjahr und trainiert derzeit für die olympischen Sommerspiele für das Segeln. Zu Hause ist sie ein richtiger Promi, wie ich nach kurzem Googeln feststelle. Nachdem mir in Melbourne im Museum schon die zwei Jungs (oder Mädels?) von Jedward über den Weg gelaufen sind, ist das schon die zweite B-Prominente auf meiner Reise.
Erwähnung finden soll hier auf jeden Fall auch noch der Eisburger. Für umgerechnet vier Euro gibt es hier ein getostetes Burgerbrötchen mit Puderzucker und einer Eiskugelfüllung. Komisch? Kann sein, schmeckt aber unglaublich lecker! Die Sauce wird mit Erdbeersirup ersetzt und die Frikadelle/Bulette mit Schokoladeneis. Bei knapp fünfundzwanzig Grad in der Sonne ist das zwar ein extrem schwieriges und schmieriges aber dann doch eben sehr schmackhaftes Vergnügen. Bei den Kalorien da drinnen muss man allerdings fast dankbar sein, dass nach wenigen Minuten die Hälfte des Burgers auf der Sitzbank verteilt ist.
Nach Delfinen und Eisburger geht es weiter durch die Bay of Islands. Die Landschaft ist gesäumt von unendlich vielen kleinen Inseln die vor Schafen nur so zu platzen scheinen. Der Wind weht kräftig, die Luft ist frisch. Solange aber die Sonne scheint, ist das Klima ideal auszuhalten. Wir nehmen Kurs auf Urupukapuka Island und schon beim Einlaufen wird klar: Das hier ist wahrlich das Paradies. Zu bewundern ist diese kleine Bucht auf dem Titelbild dieses Artikels. Wirklich konkurrenzlos traumhaft blaues und klares Wasser, weite Wiesen, große Bäume, weiße Strände, hohe Hügel, keine Menschen aber Schafe über Schafe über Schafe.
Hinaufgestiegen auf den höchsten Hügel der kleinen Insel warten wir, bis unsere kleine Reisegruppe ihre üblichen Touristenfotos abgeknipst hat und wieder verschwunden ist, bevor wir uns selbst an den leider stereotypisch obligatorischen Touristenkram machen. Man will ja später dann doch eben Fotos von sich selbst an besagten Orten haben und manchmal muss das eben auch mal sein. Der Ausblick ist – und das Wort trifft es haargenau – atemberaubend. Genau in dem Moment fange ich an, auch Neuseeland in mein Herz zu schließen:
Weiter geht es am nächsten Tag. Auf dem Programm steht Sandboarding auf einer der höchsten und größten Sanddünen der Erde. Sandboarding funktioniert ähnlich wie Schlitten fahren nur eben auf Sand. Es hat die Nacht über geregnet und so ist der Sand sehr hart. Beste Bedingungen für die Bretter, die auf diesem Untergrund leicht bis zu neunzig Kilometer pro Stunde schnell werden können. Wer genau hinguckt, erkennt mich auf dem nächsten Foto und kann sich eine Vorstellung von der unglaublichen größe dieser Düne machen.
Etwa fünf Kilometer nördlich dieser Düne liegt Cape Reinga. Hier treffen Pazifik und die Tasmansee aufeinander. Es ist der nördlichste Punkt Neuseelands und gleichzeitig die heiligste Stätte der Maori, Neuseelands Ureinwohnern. Von hier aus, so sagt man, verlassen die Toten die Erde gen Paradies und tatsächlich: Ob es nun am unmenschlich starken Wind und seinen vielen Geräuschen liegt oder an der faszinierenden Natur, der Platz hat etwas Magisches an sich. Und so stehe ich am nördlichsten Punkt und gerade erst einmal ersten Ziel meiner Neuseelandreise und bin jetzt schon zutiefst beeindruckt und regelrecht verliebt…
Kann das sein , dass wir jahrelang in das falsche Land gefahren sind ??? Ich glaube, da gibt es einiges nachzuholen….
Weiterhin viel Spass, gutes Wetter, nette Leute und …. Vitamine, Vitamine, Vitamine ;-))