Guatape: Von bunten Häusern und seltsamen Felsen

Wer Medellin besucht, darf das bunte Guatape nicht auslassen! Ein Reisebericht…

Karte
Kosten
17€Mit Becolombia
5€Eintritt El Peñón
4€Frühstück und Mittagessen
2€Bootsfahrt
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Guatape Tour ab MedellinGuatape Tour ab MedellinGuatape Tour ab Medellin

Guatape Tour ab Medellin

Guatapé, Piedra del Peñol & Bootstour

Eigentlich, so dachten wir, wollten wir unseren Ausflug nach Guatape in unserem Artikel über Medellin verbauen. Aber schnell haben wir festgestellt, dass das so wohl nichts wird. Warum? Über beide Orte gibt es einfach zu viel zu erzählen. Früh am Morgen geht es für uns aus Medellin in einem Tagesausflug nach Guatape. Das alles für schmale 64.000,00 COP (ca. 17,01 Euro) vom grandiosen Pedro (der selbst gerade einmal Ende zwanzig ist) und seinen Touren von Becolombia, den ich an dieser Stelle wirklich nur weiterempfehlen kann! Alternativ kannst du die Tour auch online über Anbieter wie Getyourguide buchen. Diese Touren findest du hier:

Guatape Tour ab MedellinGuatape Tour ab MedellinGuatape Tour ab Medellin

Guatape Tour ab Medellin

Guatapé, Piedra del Peñol & Bootstour
Jeep Tour Guatape
Wenn alle aufs Dach wollen obwohl Platz im Jeep ist…

Medellin liegt in der sogenannten Kaffeeregion Kolumbiens. Mildes, immer warmes Klima und eine angenehme Luftfeuchtigkeit machen das kolumbianische Hochland zum idealen Nährboden für Kaffee, Kakao und andere edle Pflanzen. Sowieso ist die ganze Region unheimlich vielfältig und wahnsinnig grün. Und genau inmitten dieser Region liegen die kleine Örtchen Guatape und El Peñol. Das kennt hier in Kolumbien jeder, außerhalb des Landes aber eigentlich niemand. Das ist seine kleine Geschichte:

Das versunkene Dorf

Guatape und sein Nachbarort El Peñol liegen inmitten eines weitläufigen und verwinkelten Tals. Kolumbianische Bauernfamilien haben sich hier, damals weit abseits der Großstadt Medellin niedergelassen. Auch von den berüchtigten Drogenkriegen der Kartelle dort wurde dieser Landstrich weitestgehend verschont. Warum? Weil viele der Drogenhändler und -schmuggler hier ihre Familie hatten und den Drogenkrieg daher aus dieser Region weitestgehend heraushalten wollten. Jeder braucht nun mal sein Rückzugsgebiet, oder nicht?

Guatape See
Moderne Häuser am See: Kann man machen, oder?

In den 1960er Jahren entschied die damalige Regierung, den wachsenden Energiebedarf des Landes durch Wasserkraft decken zu wollen. Auf der Suche nach einer geeigneten Stelle für einen Stausee, fiel die Wahl auf ebendieses Tal. Staumauern wurden gebaut und unglaubliche zehn Jahre lang ließen die Menschen das Tal mit dem Wasser des Rio Nare volllaufen. Die Bewohner der Gemeinde El Peñol, die in der Talsohle lag, musste kriechend langsam mit ansehen, wie ihre Welt still und langsam versank. Friedhöfe mit den Gebeinen ihrer Ahnen wurden überflutet, Häuser und Plätze ihrer Kindheit. Nur die Wege, die ins Niemandsland hinabzuführen scheinen, zeugen noch von der Stadt, die vor nicht allzu langer Zeit da unten irgendwo gewesen ist.

Guatape Treppe oder Weg im Wasser
Ein Weg ins versunkene Nirgendwo…

Gleich neben dem Örtchen Guatape oberhalb des Tals wurde El Peñol durch die Regierung neu errichtet: Auf engstem Raum in winzigen Häusern und ohne Marktplatz und Zentrum, damit sich protestierende Bürger doch bitte auch ja nicht versammeln durften war dieser Nachbau doch nur ein Schatten seiner selbst. Mit der Kompensation, die den Bewohnen von El Peñol gezahlt wurde, konnten sich die meisten jedoch die Häuser im neuen Dorf sowieso nicht leisten und zogen notgedrungen in die Armenviertel von Medellin.

Guatape
Neu gebaut und viel zu klein: Dorf nach der Umsiedelung

Stummer Zeuge dieser traurigen Geschichte ist heute noch der Kirchturm, der als einziges Bauwerk aus dem neu entstandenen See herausragt. Die Dächer aller anderen Häuser wurden abgeschlagen, um Tiefe für den Bootsverkehr zu schaffen.

Heute, viele Jahre später, ist diese Geschichte außerhalb der beiden Dörfer weitestgehend vergessen. Der See liefert ein Drittel des kolumbianischen Energiebedarfs, die Region dient als Naherholungsgebiete für erschöpfte Seelen aus Medellin. „Das Meer“ nennen sie hier im Hochland, weit weg von jeglicher Küste, die gigantische Seenlandschaft, die einst ein Tal war. Die ganze Region mehr oder weniger durch den Menschen gemacht und selbst die Einwohner von Guatape und El Peñol gestehen sich mittlerweile ein: Es ist wunderschön hier:

Ein künstlicher See und doch so schön…

Ein kunterbuntes Dorf

Im Gegesatz zu El Peñol, das dem Stausee weichen musste, hat Guatape die Flutung an der Talspitze (die jetzt ja ein Ufer ist) überstanden. Neben einer weitläufigen Uferpromenade zum Entlangschländern sind es vor allem die quietschbunten und knalligen Häuserfassaden und die urigen Plätze zwischen den engen Gassen, die Guatape bei Besuchern so beliebt machen. Denn jedes der knallig bepinselten Häuser ist verziert mit mehrdimensionalen und kunstvollen Bildern. Sie sollen zeigen, was die jeweiligen Hausbewohner arbeiten oder wofür sie stehen. Da gibt es dann schon mal den Eselstreiber, den Fischer oder den Bauern. Aber, und das ist besonders lustig, auch moderne Berufe in moderneren Häusern halten sich an diese Tradition. Da gibt es dann die Souvenirverkäuferin oder den Kellner, den Vogelguide oder sogar den Avianca-Piloten.

Auch den Bösen gefällts

Dass diese Ecke der Welt eine Schöne zu sein scheint, das dachte sich wohl auch der Drogenbaron Pablo Escobar, über den wir ja schon in unserem Artikel über Medellin berichteten. Denn auf einem etwas abseits gelegenen Inselchen mitten im See findet man noch heute die ausgebrannten Überreste seiner Villa. Im Jahr 1991, zwei Jahre vor Escobars Tod, hatte ein konkurrierendes Kartell sein ganz privates Reich mitsamt Privatkino und allerlei anderer Luxuritäten in die Luft gesprengt. Für 9.000,00 COP (ca. 2,39 Euro) pro Person, kann man sich mit einem schnellen Boot durch die Seenlandschaft fahren lassen, vorbei an der versunkenen Stadt, vorbei am Kirchturm unter Wasser und vorbei an Escobars Haus. Verkohlt ragt es aus der kargen Insel hinaus, als wäre es erst vor wenigen Tagen explodiert. Sogar das Polizeiabsperrband flattert noch im Wind…

Der vielleicht verrückteste Felsen der Welt

Doch das eigentliche Highlight dieser Region ist wirklich nicht zu übersehen. Mitten im gleichmäßig hügeligen Land trohnt der El Peñón de Guatape. Sechsundsechzigmillionen Tonnen schwer, zweihundert Meter hoch und optisch vollkommen deplatziert liegt der drittgrößte Felsen der Welt in der Seenlandschaft. Entstanden ist er durch eine Vulkaneruption vor Jahrmillionen.

El Peñón de Guatape
Wirkt wie hereingewofen: Der El Peñón de Guatape

Und als wäre dieses Monstrum nicht schon spektakulär genug, wie es da im Niemandsland so ganz alleine liegt, ist der Felsen an einer Seite auch noch „aufgerissen“. Die findigen Kolumbianer haben in diesen Riss sogleich eine knapp siebenhundert Stufen umfassende Treppe hereingesetzt und nun kann man den El Peñón de Guatape besteigen (18.000,00 COP (ca. 4,78 Euro)). Der Aufstieg allerdings ist schon für sich allein genommen kein Kinderspiel. Auf einer Höhe von knapp zweitausend Metern über dem Meeresspiegel wird er durch die dünne Luft zur Tortur.

El Peñón de Guatape Treppen
Treppen am El Peñón de Guatape: Abenteuerlich…

Der Ausblick auf dem Felsen nach etwa zwanzig Minuten Treppensteigen allerdings, der bei den Kolumbianern als „schönster Ausblick der Welt“ gilt, ist in der Tat absolut atemberaubend! In der Abenddämmerung, wenn die Sonne hier am Äquator fast schon blitzschnell hinter dem Horizont verschwindet, taucht sie gefühlt die ganze Welt in ein einzigartiges Licht.

El Peñón de Guatape Aussicht Blick
Die Aussicht vom El Peñón de Guatape: Unvergesslich…

Ach Kolumbien…

Haben wir uns zu Anfang in Kolumbien vor lauter Vorurteilen kaum aus dem Flughafen getraut, so bewegen wir uns nach nur drei Wochen fast schon vertraut durch die Straßen. Wir mögen sie, die Kolumbianer mit ihren Eigenheiten, Ecken und Kanten. Ihrer viel zu lauten Art, ihrem traumhaften Kaffee und grauenhaften Bier.

Tuktuk
Tuktuks gibt es auch in Kolumbien!

Kolumbien: Ein Land, in dem sowohl Mangos und Kokosnüsse, als auch Spargel und Champignons wachsen und in dem man sogar alle vier bezahlen kann. Ein Land, das so mit sich selbst hadert und sich doch nicht zu verstecken braucht. Voller herzlicher Menschen, die dir einfach nur die Hand schütteln. Nicht weil sie etwas von dir wollen, sondern weil sie sagen wollen „Hey, es ist schön, dass du uns besuchst“. Die den Daumen nach oben zeigen, wenn sie Touristen sehen, die ein bisschen zu laut sind, ein bisschen zu stürmisch aber nicht minder herzlich und ganz bestimmt besuchenswert!

El Peñón de Guatape Abstieg
Unser letzter Ausflug in Kolumbien
Kommentarbereich anzeigen
  1. Friederike am 22. November 2017 um 11:25 Uhr

    Die quietschbunten Häuser haben es mir angetan. Sie verbreiten einfach gute Laune. Danke für die tollen Fotos. Ich freu mich auch immer über Hintergrundinformationen.

    1. Antwort von Marius am 23. November 2017 um 04:33 Uhr

      Hi Friederike,
      das freut uns sehr! Leider hatten wir nur kurz gutes Sonnen-Foto-Wetter, bei dem die Häuserlein dann besonders niedlich aussehen und so sind wir schnell in Blog-Mission durch die Gassen gesprintet aber teilweise kommt man sich dort dann auch wirklich vor, wie im Mexiko-Themenpark im Phantasieland, so poppig ist das da alles… Wir bemühen uns nach Kräften, Hintergrundinfos zu erzählen, die man nicht direkt bei Wikipedia findet, aber die muss man auch erst mal aufschnappen… Wir bleiben dran! :)

  2. Peter und Kathrin am 21. November 2017 um 18:28 Uhr

    Hallo Marius und (unbekannte) Cosi,
    leider seid Ihr schon weiter gereist. Ich hätte gerne den drittgrößten Felsen hier in die Hafencity verpflanzt. Alle Achtung, dass Ihr alle Treppen hoch gestiegen seid, eine Drohnenaufnahme hätte es auch getan. Scherz! Gute Weiterreise.

    1. Antwort von Marius am 21. November 2017 um 18:31 Uhr

      Hallo ihr beiden!
      Ihr werdet lachen aber ich habe tatsächlich überlegt, ob ich mich unten in ein Café setze und einfach mit der Drohne gemütlich hochfliege… Leider aber (oder zum Glück?) hatte ich meine Drohne für diesen Tagesausflug in Medellin gelassen und so blieb eben nichts anderes übrig, als den Felsen zu erstiefeln. Es hat sich allerdings sowas von gelohnt! Liebe Grüße in den Heimathafen und trinkt einen Glühwein für mich mit, wir vermissen den Winter…

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