Nach einer kleinen Pechsträhne inklusive Verletzung, Arbeitstortur, gestohlener Kreditkarte und zwei schrottreifen Kameras (momentan kann ich nur noch mit dem Handy fotografieren…) sitze ich wieder in meinem unglaublich liebgewonnenen Lieblingshostel in Cairns, fläze mich in die Hängematte und erhole mich, vom Seegang noch ein wenig wackelig auf den Beinen, von den letzten Tagen. Die letzten Tage geben mir Zeit, eine Menge angefallenen "Papierkram" zu erledigen, die Liste ist riesig! Man glaubt es kaum, aber eine derartige Reise erfordert auch während des Reisens eine ganze Menge Organisation und die kostet nun mal Zeit. Auch ist mir Arbeit aus Deutschland zugeflattert und so bin ich wieder ein wenig zurück in meinem alten Beruf und schustere fortan in den verschiedensten Hängematten wieder leidenschaftlich Websites zusammen. So ganz ohne geht es eben doch nicht…
Zwei Tage später dann stößt Kerstin erneut zu mir. Wir hatten sie bereits drei Wochen zuvor am Cape Tribulation besucht. Mit ihr werde ich in den kommenden Wochen die Ostküste bereisen. Auf dem selben Boot, welches ich zwei Tage zuvor verlassen hatte, hat sie ihre Leidenschaft für das Tauchen entdeckt und kommt als frisch lizensierte Taucherin wieder. Das werden wir sicher in den nächsten Wochen zu nutzen wissen, denn für uns geht es als erstes in das Naturparadies Whitsundays! Und ich merke schon jetzt wieder: Es zieht mich zurück ins Wasser…
Die wunderschönen Whitsundays
Nach elf Stunden Busfahrt kommen wir in einem sehr guten Hostel in Airlie Beach an. Das kleine Städtchen an der Küste ist das Tor zu den Whitsundays. Der Naturpark Whitsunday Islands ist eine Perle der Natur und ihr Juwel ist Whitehaven Beach. Dieser einzigartige Strand ist mit einem Quarzgehalt von 99,9% nachweißlich der weißeste Strand der Welt und gehört neben Ayers Rock und Sydney Harbor zu den drei berühmtesten Fotomotiven Australiens. Der Sand ist so rein und fein, dass man sich mit seinen Kristallen und ein wenig Meerwasser ohne Probleme und mit großartigem Resultat die Zähne putzen kann.
Mit einem Rafting-Boot fliegen wir mit einer enormen Geschwindigkeit über das Wasser in Richtung der Whitsundays. Eine kleine Gruppe aus etwa zwanzig Leuten sind wir. Erster Halt ist ein kleines Schnorchelriff vor einer der 72 kleinen Inseln des Weltnaturerbes. Nach mittlerweile mehr als vierzig Tauchgängen gehört Schnorcheln für mich wirklich nicht mehr zu den Highlights und auch Kerstin hat nach drei Tagen auf und unter dem Great Barrier Reef die Lust am Schnorcheln zugunsten des Tauchens verloren. Und so machen wir es uns als einzige auf dem Boot gemütlich, legen uns in die Sonne und schauen den verzweifelten Asiaten in ihrem Rettungswesten und Schwimmhilfen zu, wie sie es selbst mit diesen Hilfsmitteln nicht mal schaffen, den Kopf unter Wasser zu halten und wie gestrandete Miniwaale auf der Wasseroberfläche treiben. Das ist weitaus spannender und unterhaltsamer, als es jeder Schnorchelausflug sein könnte. Das muss man erlebt haben und es sollte in jedem Reiseführer stehen…
Danach kommen wir endlich in den Genuss des Juwels der Whitsundays: Der Whitehaven Beach! Es ist einer der faszinierendsten und schönsten Flecken Erde, die ich bisher gesehen habe und man möchte seine Augen von den Kilometern über Kilometern über Kilometern von weißem quirligem Sand und strahlend blauem Meer einfach nicht abwenden…
Nach einem sehr leckeren Mittagessen am selbigen Strand, welches ich tapfer aber in meinem Falle leider erfolglos gegen fiese Seemöwen verteidigen muss, geht es für uns mit dem Speedboat wieder gen Küste. Unter meiner Kette zeichnen sich helle Stellen ab und ich wundere mich, dass ich tatsächlich noch ein Stück brauner geworden bin, hört das auch mal auf? Angekommen am Pier schlendern wir gemütlich zurück in unser Hostel. Wir laufen an der Lagune von Airlie Beach vorbei. Viele Städte in Australien haben solch einen Ort der Erholung. Es ist quasi ein komplett kostenloses Freibad mit Palmen, Sand und Wiese inmitten der Stadt oder direkt am Meer, wo man sich tagsüber aber auch abends treffen und Zeit miteinander verbringen kann. Eine nette Idee, die in ähnlicher Form auch in Deutschland Gehör finden sollte.
Einhundert Tage auf Weltreise
Deutschland. So weit weg… und nicht nur geografisch. Heute vor genau einhundert Tagen bin ich dort aufgebrochen. Einhundert Tage, die ich nicht in Worte und nicht in Bilder fassen kann. Einhundert Tage voller neuer und wunderbarer Eindrücke und Erlebnisse, quirliger Städte, beschaulicher Oasen, weiter Straßen, weißer Strände und bunter Himmel. Die einhundert spannendsten, faszinierendsten und besten Tage meines Lebens und noch zweihundertfünfunsechzig werden folgen. Mindestens! Das ist ein Geschenk ohnegleichen und ich bin so dankbar, dass ich dies alles erleben darf. Wer mich begleitet hat oder Ähnliches erleben durfte, weiß ganz genau, wovon ich rede. Wer dies nicht konnte, wird es nicht verstehen können. Es ist die richtige Zeit, genau jetzt! Und die absolute und endlose Freiheit im Rücken ist ein Wind, wie er stärker nicht sein könnte. Ein Wind der mich jeden Tag prägt, schleift und mich jeden Tag verändert und weiterträgt, der mir neue Wege erschließt und alte Wege abträgt. Das Beste aber an all dem aber sind die Menschen. Menschen aus aller Welt sind meine Freunde geworden. Menschen aus Kanada, USA, Israel, Frankreich, England, Italien, Schweden, Holland, Deutschland, Belgien und Österreich. Aber auch aus Indonesien, Vietnam, Eritrea, Australien, Neuseeland, Peru, Mexiko und dem Jemen. Diese Liste kann ich ewig weiterführen und genau das macht es aus. Jetzt endlich kann ich langsam verstehen, warum Reisen eine Sucht ist. Und ich denke an viel an diesem Abend in meiner Hängematte während sich meine Hand um ein eiskaltes Bier schließt und mein Blick wie so oft über den Horizont schweift. Aber keinen Wimpernschlag lang ans Aufhören!
Hallo!
Ich lese mich gerade quer durch eure Reiseberichte - wunderbar.
Hier aber frage ich mich, ob ich euch gänzlich falsch verstehe (hoffentlich)? Da sind gestrandete Wale und "verzweifelte" Asiaten versuchen, den Tieren zu helfen - und ihr findet das aus eurer "gemütlichen" Perspektive ... "unterhaltsam"? Grüße aus Ö