Tribulation

Lost in Cape Tribulation

Drei Tage im australischen Dschungel

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Nach den wundervollen Tagen auf dem Great Barrier Reef beschließe ich, mit David und Marisa für drei Nächte einen Campervan zu mieten und in das Naturschutzgebiet Cape Tribulation zu fahren. Erreichbar nur durch eine kleine Autofähre über den Daintree River liegt dieses Gebiet etwa 150 Kilometer nördlich von Cairns, für australische Verhältnisse also ein absoluter Katzensprung! Nach einem Tag Rast in Cairns und wieder festem Boden unter den Füßen sitzen wir also in unserem kleinen Campervan, ausgelegt für drei Personen, und starten gen Norden!

Klein ist es da drin aber dank einer Klimaanlage und Countrymusik-Radio sind wir allerbester Laune, als wir die ersten Kilometer auf übrigens allerbestens ausgebauten australischen Straßen machen. Der komplette Innenraum ist voller gekritzelter Sprüche von dutzenden Backpackern vor uns, die meisten davon wahnsinnig lustig aber alles andere als jugendfrei, wunderbar! Drei Sitze, drei kleine Matratzen, eine kleine Küchenzeile, eine Kühlbox, ein bisschen Geschirr und einen vollen Tank: Mehr braucht man doch auch eigentlich nicht, oder?

Tribulation
Um die Kurve auf dem tiefsten Land…

Cape Tribulation

Den Daintree River mit der Fähre überquert befinden wir uns augenblicklich mitten im Dschungel. Lediglich die Straße schlängelt sich menschengemacht durch das Dickicht. Doch sie ist nicht das einzige, was hier schlängelt und so können wir auf der Straße nur um Haaresbreite einer etwa zwei Meter langen Schlange ausweichen die die Straße überquert. Das sollte auch dem Letzten klargemacht haben, dass wir nun endgültig im Dschungel sind und prompt vermisse ich das erste Mal auf meiner Reise eine lange Hose. Gerade so mit der Dämmerung kommen wir im Crocodylus Village an. Gut so, denn in Australien ist das Fahren im Dunkeln außerhalb von Städten nicht gestattet und so rollen wir mit dem letzten Tageslicht auf dem knirschenden Schotter auf unseren Stellplatz. Fünfzig Meter zum Strand, dreißig Meter zum Bottle-Shop (Neben Bars mit Lizenz der einzige Platz, wo man in Australien Alkohol kaufen kann), einen kleinen Supermarkt um die Ecke und das war's. Mehr ist hier nicht. Ich bin zwar kein großer Regenwald-Fan aber die Einsamkeit fasziniert mich und so fühle ich mich auch hier auf Anhieb wohl. Selbst die völlige Abwesenheit von Handy-Empfang und Internet stört mich mittlerweile nicht mehr im mindesten. "Reisen verändert", denke ich, als wir uns erschöpft in den weichen Strandsand fallen lassen…

Hier treffe ich auch Kerstin aus Österreich wieder. Ich hatte sie einige Tage zuvor in Cairns kennengelernt. Sie arbeitet hier in Cape Tribulation in einem Rainforest Hideaway Daintree mitten im Dschungel, bestehend nur aus weitläufigen und verwilderten Wegen und einsamen Baumhäusern nebst plätschernden Bächen. Es ist wunderschön hier, aber eben auch sehr einsam und so nehmen wir sie kurzerhand mit an den Strand. Spontan beschließen wir, die Nacht am Strand zu verbringen. Das Ganze ist gleich doppelt aufregend denn erstens ist es verboten und wird mit einer Geldstrafe von 2500 australischen Dollar geahndet und zweitens gibt es hier Salz- und Süßwasserkrokodile. Egal, wann ist man schon mal hier und der grandiose Sternenhimmel ist so atemberaubend hell und klar, dass man sich einfach nicht mehr vorstellen kann, sich bei diesen milden Temperaturen, der leichten Brise und dem Meeresrauschen in den Campervan zurückzuziehen, zu dritt ist es dort sowieso ein wenig zu eng. Zelt aufgebaut, Holz für unser erstes australisches Strand-Lagerfeuer gesammelt, Burgerpatties in die Pfanne geworfen und schmackhafte, wenn auch durch den Wind leider unvermeidbar ein wenig sandige "Backpacker-Burger" genossen.

Kulinarisch werden wir in Australien vor neue Herausforderungen gestellt. Die günstigen asiatischen Preise gehören fürs Erste der Vergangenheit an und so müssen wir auf einfache Kalorienbomben zurückgreifen. Kostprobe australischer Preise gefällig?

  • Sixpack Bier (0,33l) 18€
  • Döner Kebab 8€
  • Pizza Magharita 15€
  • Tafel Schokolade 4€
  • Kugel Eis 3,5€
  • Packung Toastbrot 4€

So versteht es sich von selbst, dass ich nach nur wenigen Tagen in Australien gezwungenermaßen auf selbstgemachtes Essen umsteigen muss. Es scheitert hierbei sicher nicht an unseren Kochkünsten, dass wir an diesem Abend auf Toast mit Ketchup und Rindfleisch-Patties umsteigen müssen, viel mehr ist es mit das Einzige, was man hier erschwinglich essen kann. Günstig ist hier quasi nur Milch, Fleisch und Mc Donalds.

Das macht alles aber überhaupt nichts denn das Land entschädigt mit wundervollen Leuten, einer unglaublich lockeren und entspannten Atmosphäre, einer toll ausgebauten Infrastruktur, einer hohen Lebensqualität und nicht zuletzt einer schönen und einzigartigen Natur. Beschreiben kann man das nicht, das muss und sollte man erleben.

Als der späte Abend näher kommt und die letzten einsamen Lagerfeuer links und rechts von uns erlischen, wird es endgültig ruhig und dunkel am Strand. Der schwache Neumond verschwindet langsam hinter den Palmen die den Strand säumen, die Sonne geht am Horizont mit ihm unter und langsam schauen wir der Glut unseres Lagerfeuers beim Sterben zu. Der Anblick der Sterne über unseren Köpfen ist derart beeindruckend, dass es mir wieder einmal wir so oft seit meiner Ankunft in Australien für einen Moment den Atem raubt.

Sternenhimmel über Cape Tribulation
Sternenhimmel über Cape Tribulation

Am nächsten Morgen wachen wir mit der Sonne auf. Heldenhaft habe ich meine Isomatte abgetreten und so starte ich mit Rücken- und Armschmerzen in den Tag. Aber: Wir haben überlebt, sind keine 2500 Dollar los und hatten eine spannende Nacht. Und so setz sich Kerstin gen Dschungelhotel ab, ich schmeiße David und Marisa aus dem Bett, wir nehmen schnell eine dringend überfällige Dusche und setzen uns in den Van, es geht weiter. Die Sendefrequenzen abgeklappert und letztlich nur bei einem einzigen Radiosender fündig geworden klingt Country-angehaucht Keith Urban aus den Boxen unseres kleinen Campervans, ein guter Start in einen wieder wolkenlosen Tag!

Unser nächstes Ziel ist Kuranda. Dort wollen wir ganz typisch touristisch unbedingt ein paar Koalas knuddeln und Kangurus streicheln. Aber neben Wombats und putzigen Wallabies gibt es hier eben auch Krokodile, Spinnen und Schlangen. Dennoch bekommen wir einen süßen Koala in die Finger und schon eine Sekunde mit diesem niedlichen und entspannten flauschigen Tierchen reicht, um mein Herz für immer für diese kleinen verpennten Racker zu erwärmen…

Australien ist wundervoll und übertrifft bisher all meine Erwartungen bei weitem! Und dabei knabbere ich gerade einmal ein wenig an dem riesigen Kontinent. Nach drei wunderbaren Tagen im Dschungel schlagen wir wieder den Weg gen Cairns ein. Über zahlreiche Serpentinen geht es runter gen Meer. Dorthin wird mich meine Reise nun wieder führen, in wenigen Tagen werde ich für eine Woche als Crew-Mitglied auf ein Tauchboot steigen und meiner neuesten Passion, dem Tauchen, wieder erliegen. So schön doch auch alles andere ist, denke ich, aber das Meer, das wird mich nie wieder loslassen. Und so fahren wir mit Country im Ohr und der Sonne im Rücken die schier endlose gerade Straße gen Küste entlang und ich kann mir ein Lächeln nicht mehr länger verkneifen.

Roadtrip Australien
Und weiter gehts…
Kommentarbereich anzeigen
  1. Stine Meyer am 17. Oktober 2013 um 17:47 Uhr

    Ganz super Aufnahmen, tolle Camera - Klasse. Mein Herz hüpft auch sehnsüchtig, wenn ich deine Berichte über Australien lese, das ist eben toll, wenn man (wie ich mit Wanda) Vieles kennt und die Erinnerungen auf so eine lebhafte Art wie deine Texte und Bilder wieder ganz nah sind. Lächele weiter :-)

  2. Anne Kathrin am 16. Oktober 2013 um 16:17 Uhr

    Sag mal, könnte ich dich nicht irgendwie überreden mit mir zu tauschen ...... ???

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