Du hast nur ein Leben aber wenn du es richtig lebst, reicht eines!

Oder: Warum du deinen Job kündigen und die Welt bereisen solltest

August 2016: Im Sommer letzten Jahres habe ich das Thema "Weltreise" gegenüber Freunden und Familie das erste Mal fallen gelassen. Jeder in meinem Umfeld hat erwartet, dass ich mich nun auf einen Master bewerben werde, die Karriereleiter weiter hochklettere, den festen Job dabei natürlich behalten werde. Aber ich selbst wusste schon lange, dass das nicht passieren würde. Karriereleiter ist so ein Zwang der Gesellschaft: Mehr Gehalt, einen Firmenwagen, einen tollen Titel oder die Perspektive auf mehr Verantwortung. Doch all das würde mich nicht von meinen Plänen abhalten, ist kein Ansporn für mich.

Aber zu wissen, dass ich mit Marius in einem Nachtzug irgendwo in Asien unterwegs sein werde, um nach 17 Stunden in der Pampa herauszukommen. Oder durch den strömenden Tropenregen laufen und nach einem Hostel suchen werde, dann weiß ich, dass es das ist was ich will: Die Natur sehen, Sprachen lernen, Menschen und Kulturen kennenlernen und vor fiesen Tieren wegrennen! Das ist es was ich erleben will und auch, wenn das möglicherweise kaum jemand versteht, bin ich mir sicher, dass es tief im Herzen nicht nur mir so geht… Ich bin mir sicher, dass es noch mehr Reiseverrückte dort draußen gibt, und viele, die noch gar nicht wissen, dass sie Reiseverrückt sind.

Weltreise
Die Welt entdecken und dabei viele Erinnerungen sammeln!

Reisen: Von Beginn an ein Thema

An dem Abend, als ich Marius kennenlernte, kamen wir über seine abgetragenen FlipFlops, die er als Schutz vor dem klebrigen Küchenboden der WG-Hausparty trug, auf das Thema "Reisen". Schon an diesem Abend beschlossen wir, einmal zusammen auf Reisen gehen zu wollen. Wir wussten beide, dass das nicht einfach nur ein Hirngespinst, eine verrückte Idee ist, wir wussten, dass wir es durchziehen würden. Auch wenn das bedeutet, vieles aufzugeben…

Natürlich hat es am Anfang niemand richtig verstanden: Wie kann man einen sicheren Job kündigen? Wie kann man einfach so ohne große Pläne los reisen? Ich weiß noch wie viele Abende ich verzweifelt mit Marius auf dem Sofa saß und wir diskutiert haben, wie ich das Ganze bloß meiner Familie vernünftig beibringe und wie ich das bloß meinem Chef und meinen Kollegen beibringe? Ich habe noch nie einen Job gekündigt und wusste nicht, wie es sich anfühlen wird. Marius hat das Ganze 2013 schon einmal mitgemacht: Den festen Job in Berlin gekündigt, Rucksack geschnappt und auf große Weltreise gegangen. Jetzt, bei seiner zweiten Weltreise, wundert es eigentlich niemanden mehr…

2017 wird unser Jahr

Dezember 2016: Marius und ich verbrachten den Jahreswechsel dieses Jahr mit Freunden in Lyon. Auch wenn Silvester kein so besonderer Tag ist, fühlt sich dieser Moment, in dem man einen Schluck Sekt aus der Flasche trinkt, irgendwie doch besonders an. Man denkt zurück, an das was im Vorjahr war und überlegt sich was in diesem noch alles kommen wird. Marius und ich umarmten uns und wir wussten: 2017 das wird unser Jahr! Wir werden uns unseren Traum erfüllen und auf Weltreise gehen! Wenn da nicht noch neun nervenzerrende Monate im Weg liegen würden…

Das Ziel im Blick behalten

Februar 2017: Es sind seit Silvester erst zwei Monate vergangen und irgendwie ging es doch so schnell… Ich erinnere mich an die Sommernächte im letzten Jahr, in denen ich völlig verzweifelt war, weil ich nicht wusste, wie ich das alles meiner Familie beibringen soll. Und ich wusste nicht, wie ich es durchhalten sollte noch so lange zu warten. Noch so lange jeden Tag den gleichen Weg zur Arbeit zu fahren, an der Uhr zu stempeln und die nächsten acht bis neun Stunden auf einen Bildschirm zu starren und E-Mails zu schreiben. Nicht, dass mir mein Job keinen Spaß gemacht hätte, aber es ist nicht einfach, wenn so große Veränderungen passieren, während die eine Sache immer gleich bleibt….

Weltreise Wanderung
Immer das Ziel im Blick behalten!

März 2017: Marius steckt mitten in seiner Abschlussarbeit und mit meinen vielen Anmerkungen bringe ich ihn mehr als einmal an den Rand der Verzweiflung… Durchhalten! Es ist bald geschafft!

Im März habe ich dann meine Reisepläne auch mit den Kollegen geteilt. Irgendwie fiel es mir schwer darüber zu reden, wo doch jeder dieses Bild der Karriereleiter im Kopf hat… Doch falls auch du mit diesem Gedanken kämpfst, kann ich dir sagen: Egal wie alt man ist: Es ist nie zu spät, sich seine Träume zu erfüllen! Ich habe gelernt, dass die Meinung der Gesellschaft nicht immer wichtig ist, dass man Ziele hat um sie auch zu verfolgen und dass es wichtig ist, sich nicht immer für alles zu rechtfertigen. Spätestens im Laufe der Zeit beginnen die Leute in deinem Umfeld das Ganze zu akzeptieren.

Ich kündige meinen Job

April 2017: Und dann kam er endlich: Der Moment der Kündigung. Anfang April ging ich morgens los zur Arbeit und konnte die ganze Zeit nichts anderes denken als: „Ich werde kündigen!“ Ich meine kündigen wegen einer Weltreise! Einen besseren Grund gibt es ja wohl nicht! Das hört man immer wieder von anderen oder sieht es in den ganzen coolen Filmen… Aber jetzt… Mache ich das wirklich selbst! Am Ende ist es irgendwie nur ein Papier, dass man abgibt, aber für mich ändert sich in diesem Moment das ganze Leben! Ich hatte mir damals einen Countdown gemacht: Ganze 96 Mal müsste ich noch ins Büro gehen. Es kam mir so unglaublich viel vor…

Auf der Zielgeraden

Juni 2017: Marius hat seine Abschlussarbeit abgegeben! Endlich ist das alles vorbei, das Lernen und vor allem das Schreiben hat ein Ende! Marius hat seinen Stein aus dem Weg geräumt. Nur noch 46 Tage, dann werde ich meinen letzten Arbeitstag haben. Es fühlt sich komisch an bei der Arbeit über Dinge zu sprechen, die Ende des Jahres passieren werden oder im nächsten Jahr. Auch wenn ich es nicht ausspreche, denke ich jedes Mal, dass ich dann schon irgendwo auf der anderen Seite der Welt sein werde und mir keine Gedanken mehr über die Arbeit machen muss.

Juli 2017: Es ist Donnerstag, morgen ist mein letzter Arbeitstag. Heute morgen reagierte die Stempelkarte nicht sofort und ich drückte mehrmals mit dem Gedanken „schnell, bevor die Minute weiterspringt“. Dabei musste ich über mich selbst lachen: Unfassbar wie egal mir bald Zeit sein wird. Ich freue mich auf die Momente, an denen ich nicht einmal weiß, welchen Tag wir gerade haben. Wo wir vergessen, überhaupt auf die Uhr zu schauen… Am Abend fragt mich Marius, wie es mir geht, was mir durch den Kopf geht. Aber ich kann es nicht in Worte fassen, ich kann einfach nicht beschreiben, wie es sich anfühlt, wenn man realisiert, dass all die Pläne, die man sich so oft gemacht hat, tatsächlich Realität werden. Ich frage mich gerade nur noch, wann ich endlich ins Bett gehen kann, damit der Freitag so schnell wie möglich kommt. Morgen werde ich nach Hause kommen, Marius in die Arme fallen und bestimmt nur eins denken: Endlich!

Weltreise
Momente, an denen wir vergessen auf die Uhr zu schauen...

...und endlich frei!

Am Freitag morgen auf dem Weg zu Arbeit wird es mir dann irgendwie erst so richtig bewusst. Es wird wirklich das letzte Mal sein! Ein letztes Mal stehe ich um 6 Uhr auf, ziehe mir die Bluse an, mache mir Musik an und gehe ein letztes Mal zum Bus. Es ist immer der gleiche Weg. Wahrscheinlich würde ich ihn auch im Schlaf finden. Der Fahrstuhl nach oben, der jeden morgen Ewigkeiten braucht. Die Stempeluhr, deren Piepen ich ein letztes Mal höre und dann stehe ich da in meinem Büro: Der Schreibtisch, mein Termin-Plan und die Akten, die die letzten fünf Jahre meinen Alltag strukturierten und bestimmten.

Elefant Thailand
Den Bürostuhl tausche ich gegen einen Ritt auf einem Elefanten!

Mein Büro ist geschmückt mit Girlanden und Konfetti, auf dem Tisch liegen Geschenke und am Fenster hängt eine blaue Hängematte. Ich bin wirklich gerührt und kann im ersten Moment überhaupt nicht glauben, dass meine Kollegen das alles nur für mich getan haben! Ich packe das viele Essen und den Sekt aus, den ich zu meinem Ausstand mitgebracht habe. Vor mir stehen all die lieben Kollegen und warten darauf, dass ich etwas sage. Ein paar Tage vorher habe ich noch überlegt, was ich sagen soll. Ich wollte darüber reden wie gut es mir gefallen hat, dass ich alle vermissen werde und, dass ich in der Abteilung immer viel Spaß hatte. Ich wollte erzählen, wie gern ich sie alle habe und wie viel ich bei dem Arbeitgeber wertgeschätzt habe, so nervig der Arbeitsalltag auch manchmal ist. Doch ich wusste nicht, wie ich mich in dem Moment fühlen sollte und so wurde das Ganze irgendwie doch recht spontan.

Ich merke in diesem Moment, dass ich wirklich in der nächsten Woche nicht mehr ins Büro kommen werde, dass ich wirklich meinen Rucksack nehmen und mit Marius losziehen werde. Hinaus in die Welt und hinaus in ein neues Abenteuer! Ich merkte, dass es genau das Richtige ist und lächelte aus tiefstem Herzen! Ich eröffnete das Buffet und genoss die letzten Gespräche mit meinen Kollegen sehr und verbrachte den kompletten Tag in einem riesigen Gefühlschaos. Aus Kollegen sind Freunde geworden und ich werde die Zeit wirklich vermissen…

Zuhause steht Marius schon grinsend in der Tür, was haben wir beiden auf diesen Tag gewartet. Ich falle ihm um den Hals und rufe „Ich muss nicht mehr arbeiten!“ Und ab heute können wir richtig los legen. Es gibt noch viel zu erledigen und vor allem müssen wir noch die gesamte Wohnung auflösen… Doch all das tun wir mit einem Lächeln im Gesicht, denn wir sehen den Countdown und wissen, dass wir in 46 Tagen im Flieger sitzen und in Richtung Westen, in Richtung Freiheit fliegen werden…

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  1. Linda am 12. Oktober 2017 um 10:04 Uhr

    Hallo :) bin auf eure Seite gestoßen, da ich super gerne und auch viel reise und gerade am Anfang der Planung stehe für meine Weltreise. Ich bin auch seit Jahren berufstätig und müsste hierzu ebenfalls meinen Job aufgeben. Was mich gerne noch interessieren würde, wäre ein Artikel wie man denn das Budget aufbaut, was habt ihr gemacht, um eure Reise anzusparen und dennoch nicht auf alles im Alltag zu verzichten. Wie plant man das Reisebudget am besten ein, woher kommen die Infos wie viel Geld man in jedem Land, das ihr bereist, einberechnen muss und was tut man am besten, damit man nicht vor Ende der geplanten Reise bereits ohne Budget da steht? :)

    1. Antwort von Marius am 12. Oktober 2017 um 23:01 Uhr

      Hey Linda,
      So ein Artikel steht auf unserer „Müssen wir unbedingt noch schreiben“-Liste ganz weit oben!

      Zu allererst haben wir erst einmal etwa ein Jahr vorher aufgelistet und protokolliert, was wir eigentlich so Monat für Monat ausgeben. Macht man das gewissenhaft, dann stellt man sehr schnell fest, was man wo an Geld lässt und wenn man das weiß, dann weiß man auch, wo man schmerzfrei streichen kann :) Unsere Weltreise haben wir in die Länder zerlegt und die Kosten für jedes Land mit den Faktoren Transport, Einreise, Unterkunft, Verpflegung und Sonstiges (SIM-Karten, Eintritte etc.) mit ner Menge eigener Recherche und eigener Erfahrungen dann tagesweise (in Excel, Numbers, etc) hochgerechnet. Dann ein vernünftiger Puffer drauf und es ergibt sich ein recht akkurates Bild der Kosten. Wenn man sich diszipliniert und in einem Land auch wirklich nur das Geld ausgibt, das man sich zugewiesen hat, dann kann man (auch dank des Puffers) damit sehr gut leben und kann sicher sein, im kommenden Land wieder flüssig und stressfrei zu sein :)

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